Wie man die richige Erde für Gemüse findet und warum ich glaube, dass die Entscheidung leicht fällt, sobald man das System durchschaut hat, erkläre ich euch in diesem Artikel.
1. Warum überhaupt Erde für Gemüse kaufen?
Im Sinne der Permakultur versuche ich für unser Gemüse möglichst nur Erde und Kompost aus dem eigenen Garten zu verwenden. Da weiß ich, dass kein Gift drin ist und verbrauche keine Ressourcen für Plastikverpackung, Transport und so weiter.
Manchmal steht aus dem eigenen Garten nicht genug Erde und Kompost zur Verfügung, weil
- bei uns zu wenig Biomüll anfällt (vielleicht sollen wir doch mehr Lebensmittel verschwenden?) oder
- weil wir ein neues Beet anlegen und die Maulwurfshaufen und andere Erde aus dem eigenen Garten nicht ausreichen oder
- weil am Ende des Winters alles noch unter tiefem Schnee vergraben ist und wir weder an Erde noch an Kompost kommen. Das ist vor allem beim Vorziehen von Gemüse von Januar bis März und teilweise im April der Fall, wenn alles noch vor Nässe trieft und der Komposthaufen erst noch abtrocknen muss.
In so einer Situation kaufe ich bei Bedarf Erde oder Kompost zu. Die Erde fürs Gemüse (für andere Pflanzen kaufe ich sowieso keine Erde) muss bestimmte Kriterien erfüllen:
- Die Erde für Gemüse darf keinen Torf enthalten (Torf ist klimawirksam und ein spezieller Lebensraum für Tiere wie Moorlibellen und Pflanzen wie Sonnentau)
- Sie muss für den biologischen /ökologischen Landbau zugelassen sein (damit will ich Gift in Garten und Gemüse vermeiden) – siehe dazu den Tipp ganz am Ende des Beitrags
- Sie darf nur organischen Dünger enthalten (ist nicht nur gut für das Bodenleben).
In unserem Naturgarten kommen für mich nur Erden, die oben genannte Mindest-Kriterien erfüllen, in Frage. Aber wenn endlich ein Hersteller von Erden für den biologischen Landbau gefunden ist, dann gibt es von den jeweiligen Anbietern noch gefühlt hunderte verschiedene Erden für verschiedene Zwecke. Aber welche Spezialerde soll es dann sein und warum?
2. Auf was es mir bei Erde für Gemüse ankommt – was auf der Packung steht
Geht man in den Garten- oder Baumarkt gibt es für beinahe jede Gemüsesorte und jeden Zweic eine eigene Erde. Da liegen Stapel mit Tomatenerde, Hochbeeterde, Balkonkasteerde, Gemüseerde und noch viel mehr herum. Das verunsichert!
Da müssten sich doch Zusammensetzung und Nährstoffe wesentlich voneinander unterscheiden, oder? Ich will es genau wissen.
Deshalb ziehe und zerre ich im Geschäft an den Säcken, vergleiche, was da steht. Und kann es manchmal gar nicht glauben, was ich da lese!
Die Zusammensetzung der Erden für verschiedene Gemüse oder Beete von jeweils einem Anbieter sind in den meisten Fällen ähnlich!
Sie unterscheiden sich gelegentlich dahingehend, dass von dem einen Inhalts- oder Nährstoff mal ein paar Gramm oder Milligramm mehr und vom anderen ein paar weniger enthalten sind.
Ich frage mich, ob die winzigen Mengenunterschiede tatsächlich noch relevant sind? Vor allem weil es sich bei den genannten Erden, die ich kaufe um organisch gedüngte Erden handelt. Die Pflanzen holen sich bei organischer Düngung die Menge an Nährstoffen aus der Erde, die sie brauchen.
Da verstehe ich nicht, warum bei fast gleicher Zusammensetzung die Erden für verschiedene Zwecke hergenommen werden sollen. Sind sie dagegen mit mineralischem Kunstdünger versetzt ist das was anderes. Aber der kommt bei uns eh nicht in Frage.
3. Wie ist die Zusammensetzung der Erde?
Bei gekaufter Erde achte ich auf die Zusammensetzung. Sie soll sich aus natürlichen Stoffen wie Grünschnittkompost aus dem Garten- und Landschaftsbau, Holzfasern und anderen natürlichen Materialien zusammensetzen.
Super wäre, wenn die Erde noch vegan wäre. Denn wenn Horngrieß, Hornspäne oder pulverisiertes Blut zugesetzt sind, dann weiß man nicht, von welchen Tierhaltungsformen das „Material“ stammt. Ich habe da immer ein ungutes Gefühl damit und vermeide diese Stoffe – wenn´s geht.
Die Erde, die ich kaufe, darf zudem keinen mineralischen Dünger, sondern nur organischen Dünger enthalten.
Wenn möglich soll nichts Weitgereistes enthalten sein, sondern die Inhaltsstoffe sollen zumindest im weitesten Sinne aus der Region stammen, nicht von fernen Ländern her gekarrt worden sein.
4. Ein regionaler und schlauer Kreislauf der Abfallwirtschaft
Manche Wertstoffhöfe stellen Erden aus Grünschnittgut und Kompost her, den sie von Privatleuten oder Landschaftsgärtner*innen geliefert bekommen. Dann verarbeiten sie ihn zu Erde und verkaufen ihn wieder.
Ein schlauer Kreislauf der Abfallwirtschaft. Denn die Leute zahlen über die Mülltonne fürs Entsorgen des Grünschnitts und Biomülls und zahlen dann wieder für die fertige Erde, deren Rohstoffe sie vorher aus dem eigenen Garten aufwändig hin transportiert haben.
Diese Erden sind zwar schon mal regional, können trotzdem allerhand unerwünschte Zusätze enthalten. Schlielich weiß man nicht, mit was die Lieferant*innen vor dem Entsorgen ihrer Gartenabfälle gespritzt haben.
Auf der Packung steht dann, dass die vorgegebenen Grenzwerte eingehalten werden. Grenzwerte hin oder her: Das will ich nicht haben. Deshalb achte ich auf „echte Bio-Erde“. Wie ihr die findet, lest ihr im nächsten Absatz.
5. „Bio“-Tipp bei Erden für Gemüse
„Bio“ ist bei Gartenerden kein geschützter Begriff. Wenn damit geworben wird, ist meistens nur gemeint, dass zumindest ein Teil der Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs ist. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sie ohne Torf und Kunstdünger auskommen.
Wahrscheinlich assoziiere nicht nur ich mit „Bio“ auch den Verzicht auf den Einsatz von Tötungsmitteln aller Art wie Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden. Die werbewirksamen „Bio-Erden“ sind nicht unbedingt frei davon, sie können auch nur „arm“ an diesen Stoffen sein.
Will man dieses „arme“ Gift und Mineraldünger im eigenen Garten vermeiden, schaut man, ob auf der Verpackung der Zusatz steht, dass der Inhalt wirklich „bio“, also für den Einsatz im Öko-Landbau zugelassen ist. Damit seid ihr auf der sicheren Seite. Torffreie Erde enthält noch den Zusatz „ohne Torf“ oder „torffrei“.
Meine Erkenntnisse mit gekaufter Erde für Gemüse
Ich denke, für alles Mögliche Spezialerden anzubieten und diese mit „Bio“ zu vermarkten ist Verkaufspsychologie, um ein Produkt teurer verkaufen zu können. Denn eine „Haus- und Hof-Erde-Universalerde-für-alles“ ist meistens die günstigste Erde von dem jeweiligen Hersteller.
Berücksichtigt man, dass die Zusammensetzung kaum variiert, ist das wahrscheinlich darauf ausgelegt, Kund*innen aus dem privaten Hobbygartenbereich zu verunsichern, sodass sie auf alle Fälle zur teureren Spezialerde für den genannten Zweck greifen.
Ich bin überzeugt: Bei gekaufter, organisch gedüngter und für den Ökolandbau zugelassener Erde ist es für den Hobbygarten-Gemüseanbau egal, für welchen Zweck die Erde laut Aufdruck zu verwenden ist (außer saure Erde für zum Beispiel Heidelbeersträucher).
Für welche Erde für Gemüse ich mich entscheide, hängt ausschließlich von deren Zusammensetzung ab – aber nicht vom „Zweck“, der auf der Verpackung angegeben ist.
Wenn ihr Erde kaufen müsst, lasst euch vom großen Aufdruck „Bio“ und von schönen Bildern von Tomaten und anderem Gemüse nicht blenden, sondern achtet auf die Zusätze „torffrei“ und „für biologischen Landbau“ oder „für ökologischen Landbau zugelassen“.
Viel Freude in Garten und Natur
Sonja Berndl
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Hallo Sonja, ich vermisse Deine wirklich guten Tipps schon seit geraumer Zeit. Ich weiß nicht, ob ich aus Versehen Deine E-Mail-Adresse aus dem Verteiler gelöscht habe ?
Hallo,
ich habe grade andere Sachen um die Ohren. Deshalb kommt mein Newsletter selten. Der letzte Newsletter war am 05.06.
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Viele Grüße
Sonja
ja, leider ist Bio-Erde kein geschützter Begriff, was viel Spielraum zum „Geldverdienen“ bietet;
Lichtblick: es gibt den „Grünstempel“, also das „Biosiegel“ für Erden…
Warum einfach, wenn man Verbraucher mit „bio“ täuschen darf ???
DANKE für euren Beitrag !!
„Grünstempel“ kenne ich, habe ich bei uns in der Gegend allerdings noch nie gesehen, dass es angeboten worden wäre.