Tu´ im Garten nur diese eine Sache

Herbst im Garten_Nichts_tun

Stell dir vor: Du lebst Anfang des 19. Jahrhunderts.

Die erste Kamera ist erfunden.

Du bist fortschrittlich.

Deshalb willst du mit dieser neuen Technik ein Bild von dir machen lassen.

Dafür musst du nur diese eine Sache tun.

Still sitzen,

und sitzen…

und sitzen…

8 Stunden still halten und nichts tun.

Denn die Kamera belichtet 8 Stunden, um ein lichtbeständiges Foto hinzubekommen.

Heute braucht man für ein Foto keine acht Stunden mehr still zu sitzen. Im Gegenteil. Alles ist rasend schnell und stresst schon mal. Dabei hat still halten und Nichts-tun viele Vorteile.

Insbesondere Vorteile für Insekten, Pflanzen, faule GärtnerInnen und Umwelt. Warum?

Wenn man nur eine Stunde still auf dem Boden sitzt, verbraucht man laut Gene K. von den „Umwelthäppchen“ 90 kcal. und stößt 34,6 g CO2 aus. Ist im Vergleich zu anderen Tätigkeiten wenig, schon das Stehen kostet mehr Energie.

Laub harken schlägt mit 245 kcal zu Buche. Beim Rasenmähen verbraucht man (bei einem Gewicht von 50 kg und nur auf die körperliche Arbeit bezogen) 340 kcal. Herstellung, Wartung und Reparatur vom Rasenmäher nicht eingerechnet.

Ich stelle mir vor, dass mit dem höheren Energieverbrauch auch die CO2-Emissionen steigen. Da wäre es doch gut, wenn wir die mit einfachen Mitteln reduzieren könnten?

Schließlich ist überall zu lesen und zu hören, dass es besser für die Umwelt wäre, wenn wir weniger CO2 ausstoßen würden. Doch wie soll das im Garten mit den vielen Aufgaben gelingen? Übers ganze Jahr und nicht nur im Herbst?

Es ist einfacher als man denkt. Das super-einfache Rezept? Die Zeit im Garten öfter mit still sitzen und Nichtstun oder mit weniger tun vertun. Wie das geht?

Im Herbst das Laub im Garten liegen lassen, zum Beispiel unter Beerensträuchern oder Hecke. Verbraucht weniger Energie, dient als Winterversteck für Igel, Insekten und andere Tierchen, düngt und tut keinem Menschen weh. (Außer vielleicht dem nachbarlichen Auge.)

Den Rasenmäher öfter stehen zu lassen ist ebenfalls nützlich. Zum Beispiel anstatt wöchentlich nur mehr alle drei Wochen mähen. Da wird viel Zeit für andere Dinge frei. Und auch das Unkraut lässt sich auf diese Art mit einem Schlag loswerden.

Wenn man weniger oder nichts tut, spart man einiges an Energie. Die überwinternden Schmetterlinge, Marienkäfer und Florfliegen werden uns im Garten beglücken!

Deshalb ganz im Sinne von Björn Kern, der in seinem heiter-tiefgründigen Buch* „Das Beste, was wir tun können, ist nichts“ sagt: „Genießen Sie, sich zurückzulehnen und sitzen zu bleiben. Seien Sie stolz auf alles, was Sie unterlassen, und wenn es nur eine Nichtigkeit ist.“

Herbstlaub unter Johannisbeersträuchern.

Geheimnis! Ich bin in Sachen Nichtstun und CO2-Einsparung keine Heilige!

Und zwar wenn es ums Wandern geht. Angeblich verbrauche ich dabei in einer Stunde 370 kcal. An die Menge der CO2-Emissionen traue ich mich gar nicht ran. Ich werde trotzdem wandern. Mich aber vielleicht unterwegs öfter mal auf einen Rastplatz setzen und Nichtstun. Zählt das für das gute Karma-Punkte-Konto?

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

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6 Kommentare

  1. Hallo Sonja, Du bist einfach super mit Deinn Vorschlägen. Wie einfach lies sich so manches tun. Aber die Nachbarn oder Besucher würden ja denken , wir sind faule Gärtner……. der muss doch gepflegt werden.
    Ich freue mich jedesmal auf Deine Kommentare.

    1. Hallo Gerlinde,
      schön, dass dir die Artikel gefallen. Das freut mich.
      Und ja, es ist nicht einfach, sich über das, was andere denken könnten, hinwegzusetzen und seinen eigenen Gartenweg zu gehen.
      Herzliche Grüße
      Sonja

  2. Hallo liebe Natur – und Gartenfreunde,
    diesen Artikel von Sonja finde ich – wie meistens auch die anderen – sehr lesenswert. Wie aber kann das Still werden und mal Nichtstun sinnvoll verbracht werden. Meistens ist es ja so, dass wir dann die Gedanken laufen lassen und uns vielleicht sogar beim Grübeln wiederfinden. Wir können die Pausen nutzen indem wir uns gezielt umschauen und vielleicht eine Pflanze differenzierter wahrnehmen. Die Farben und Formen in der Natur verändern sich beständig und bleiben sogar auch im Vergehen in einer gewissen Ästhetik. Diese bewusste Wahrnehmung zur Natur verbindet uns mit dem äußeren Naturgeschehen und hinterläßt im Gemüt eine sinnesfreudige belebte Stimmung. (Diese Wahrnehmungsübung ist in dem Buch „Übungen für die Seele“ von Heinz Grill beschrieben.)

    1. Hallo!

      Danke für die Idee, wie man sich beim Stillsitzen auf die Natur fokussieren kann.

      Dazu ergänze ich noch, wenn die Gedanken während dieser Übung doch wieder davonlaufen, sich wieder auf das „Objekt“ konzentrieren, sobald es einem auffällt, dass man an ganz was anderes denkt.

      Herzliche Grüße
      Sonja

  3. Liebe Sonja

    Dein Artikel hat nicht nur zum Schmunzeln gebracht, sondern auch wunderbar gezeigt, wie Nachhaltigkeit im Alltag beginnen kann. Besonders drei Gedanken aus deinem Text finde ich absolut inspirierend und praktisch:

    1. Weniger ist mehr – besonders für die Umwelt:
    Die Idee, das Laub im Garten liegen zu lassen, ist genial! Es bietet Unterschlupf für die Kleintiere und reduziert gleichzeitig den Aufwand für den Gärtner. Ein Beispiel, wie wir im Kleinen anfangen können, Umwelt und Ressourcen zu schonen – ein Ansatz, der zeigt, dass Umweltschutz nicht immer kompliziert sein muss.

    2. Zeit für Achtsamkeit und Natur:
    Der Gedanke, sich einfach mal hinzusetzen und die Natur wirken zu lassen, erinnert uns daran, wie wohltuend und nachhaltig Innehalten sein kann. Wie du so treffend beschreibst: Der hektische Alltag lässt uns oft vergessen, dass Nichts-tun auch für den Körper entspannend und energiesparend sein kann.

    3. Bewusster Umgang mit Energie:
    Dein Vergleich zwischen körperlichen Tätigkeiten im Garten und ihrem Energieverbrauch macht deutlich, wie sich Bewegung auf unseren persönlichen CO₂-Fussabdruck auswirkt.

    Passend dazu eine kleine Ergänzung:

    Bei einer mittelschweren Wanderung in hügeligem Gelände haben wir etwa den 3- bis 5-fachen Energieverbrauch im Vergleich zum Sitzen – das sind rund 270 bis 450 kcal pro Stunde, und die CO₂-Emission liegt zwischen 103,8 und 173 g.

    Mein Kleinwagen verursacht übrigens 123,5 g CO₂ PRO KILOMETER – so ist das Wandern also nicht nur ein Energie-Boost für uns, sondern auch eine klimafreundliche Alternative.

    Dein Beitrag inspiriert, öfter mal eine Pause einzulegen und die Natur „von alleine“ wirken zu lassen. Herzlichen Dank dafür und grosses Lob, dass du die Ideen von *Umwelthäppchen* so wunderbar integriert hast!

    Liebe Grüsse,
    Gene K. von Umwelthäppchen

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