Topinambur ist ein wunderbares Winter-Knollengemüse, das ihr im Garten anbauen und ernten könnt.
Wir haben die Gemüsepflanze im Garten. Vor lauter Experimentierfreude habe ich sie sogar einmal zum Schutz vor Wühlmäusen ins Hochbeet gepflanzt!
Uiiii…!
Ist die ins Kraut geschossen! Das war nicht das Gelbe vom Ei. Geerntet habe ich auch, aber anders als man denkt! Zu dieser Geschichte kommen wir gleich. Daraus ergibt sich auch, wie man Topinambur wieder los wird.
Zuerst schauen wir, wie das mit Anbau und Ernte der Topinambur-Knolle funktioniert. Und wie ist das mit dem falschen Standort, mit dem Wuchern und überhaupt?
Wo wächst Topinambur in der Natur?
In der Natur wächst Topinambur auf lockerem, nährstoffreichem Boden, der stets mehr oder weniger feucht, aber nicht patschnass oder sumpfig ist.
Die Knolle besiedelt hauptsächlich gehölzfreie Stellen an Fluss- und Bachufern. Hier können sie auch große Bestände bilden.
Wühlmäuse, Ratten und andere Tiere tragen die Knollen von A nach B. Das fördert die Ausbreitung von Topinambur, insbesondere in Ufernähe.
Aber nicht nur Tiere, sondern auch Menschen helfen der Pflanze, sich auszubreiten. Manche Leute entsorgen ihre Gartenabfälle in der Natur. (Das soll man übrigens nicht machen).
Manchmal sind dabei Topinambur-Knollen enthalten. Früher wurde die Pflanze zudem von Jägern und Forstleuten zur Wildfütterung an den Waldrand gepflanzt.
Deshalb findet ihr sie als essbare Wildpflanze auch auf Schuttplätzen und Böschungen, an Straßen- und Waldrändern, an Plätzen, wo man nicht damit rechnet.
An diesen Standorten, weit weg von Uferzonen, bleiben die Bestände tendenziell klein. Denn wie ich aus eigener Erfahrung weiß und wie Forschungen gezeigt haben, ist ihr Wuchsfreude stark von Boden und Regenwetter abhängig.
Topinambur im Garten anbauen: Der falsche Standort für die Knolle
Will man einen üppige Ernte, ist das der falsche Standort: Wir haben unsere ersten Topinambur-Knollen an einen sonnigen, überwiegend trockenen, wildtierfreundlichen Heckenplatz mit verdichtetem, steinigem Boden und Gras, das wir fast nie mähen, gepflanzt.
Die Erdbirne treibt zwar jedes Jahr aus, wächst und blüht auch, aber eher mickrig. Mein Fazit: Wenn der Boden nicht passt, und die Pflanze sich selber gegen Wildwuchs durchsetzen muss, hat sie das Nachsehen.
Unter diesen für die Pflanze ungünstigen Bedingungen breitet sich Topinambur nicht uferlos stark aus. Diese Erfahrung stimmt auch mit der Meinung des Bundesamts für Naturschutz (BfN) überein.
Topinambur anbauen: Wo ist der richtige Standort und welcher Boden ist günstig?
Wie also sollte der Standort für Topinambur aussehen? Ihr könnt sie im Garten an einem sonnigen bis halbschattigen Platz anbauen.
Der Boden sollte stets leicht feucht, locker, humos und nährstoffreich sein, aber nicht zu viel Stickstoff enthalten. Also eigentlich Bedingungen wie in einem Hochbeet!
Kann man Topinambur ins Hochbeet oder in den Topf pflanzen?
Um die tolle Knolle vor Wühlmäusen zu schützen, habe ich sie ins Hochbeet gepflanzt und zusammen mit den Gemüse-Nachbarn eifrig gegossen.
Die Pflanze wuchs und wuchs, wurde bestimmt drei Meter hoch!
Was kein Wunder ist, denn wie Forschungen gezeigt haben, ist das Krautwachstum auch von der Wassermenge abhängig.
Die Topinambur beschattete das andere Gemüse im Hochbeet, konkurrierte um Nährstoffe und bedrängte das Gemüse in unmittelbarer Nachbarschaft.
Gegen diesen Topinambur-Riesen hatten die Mischkulturgemüse keine Chance.
Dann sind die langen Stängel auch noch umgefallen…
So! Jetzt hatte ich genug vom Experiment!
Nix wie raus damit aus dem Hochbeet!
Und zwar sofort!
Also noch während der Blüte zur Tat geschritten…
Nachträglich betrachtet war es gar nicht so schwer, die Erd-Artischocke mit ihren vielen Ausläufern vollständig aus dem Hochbeet raus zu bekommen. Obwohl sich die Ausläufer bereits über das komplette Hochbeet ausgebreitet hatten.
Während dieser Aktion war deutlich zu sehen, dass sich bis zur Blütezeit im Boden erst längliche, spindelförmige Knollen und noch keine dicken entwickelt hatten.
Wie wird man Topinambur wieder los? Ich habe versucht, im Hochbeet möglichst viele von den Ausläufern zu erwischen. Spätere Neuaustriebe habe ich mit der „Wurzel“ aus der Erde gezogen, was sehr einfach war.
Was bedeutet das jetzt für den Anbau von Topinambur im Hochbeet oder Topf? Wenn ihr ein Hochbeet oder einen ausreichend großen Topf nur mit diesem Gemüse bepflanzen wollt, geht das.
Wenn ihr im Beet neben Topinambur noch anderes Gemüse anbauen wollt, funktioniert das nicht.
Gebt der Topinambur einen separaten Platz, wo sie keine anderen Pflanzen bedrängt. Die Ausbreitungsfreude ist jedoch sortenabhängig.
Wenn ihr wuchernde Sorten wählt und verhindern wollt, dass sie sich übermäßig ausbreitet, dann arbeitet mit einer Wurzelsperre.
Oder ihr hofft auf möglichst viele Wühlmäuse in eurem Garten. Denn diese dezimieren Topinambur-Pflanzen ebenfalls.
Nebenbei bemerkt lässt sich Topinambur am Rand des Gartens als hübscher Wind- und Sichtschutz einsetzen.
Wann Topinambur pflanzen?
Falls ihr im Saatgut-Handel spezielle Topinambur-Knollen zum Pflanzen kauft, ist der Pflanztermin das Frühjahr, ungefähr März bis April.
Ihr könnt auch Knollen in Bio-Qualität aus dem Supermarkt verwenden. Die Zeit zum Pflanzen ist dann Herbst oder Winter, also kurz nachdem ihr sie gekauft habt. Der Boden sollte nicht gefroren sein.
Wie Topinambur setzen?
Vor dem Pflanzen der Knollen den Boden mit Kompost versorgen. Die Pflanztiefe der Knollen beträgt etwa 10 – 20 cm.
Die Knollen mit einem Abstand von ungefähr 30 cm zwischen den Pflanzen und einem halben Meter zwischen den Reihen einbuddeln.
Wie pflegt man Topinambur?
Topinambur braucht nur wenig Pflege. Bevor die Pflanze austreibt und bis sie eine gewisse Größe erreicht hat, müssen Gras und Wildkräuter gejätet werden.
Wie meine Experimente gezeigt haben, kann sie sich schlecht gegen wucherndes Grünzeug durchsetzen. Sie verkommt zwar nicht, aber wächst auch nicht üppig.
Später im Jahr wird sie so hoch und dicht, dass sie andere Pflanzen beschattet und ihr das „Unkraut“ nichts mehr anhaben kann. Dann kann man die Knolle wieder sich selbst überlassen.
Um den Boden zu beschatten und Feuchtigkeit zu halten, wird gemulcht. Bei großer Hitze mit längeren Trockenperioden gelegentlich gießen. Denn der natürliche Standort ist immer leicht feucht.
Die Knolle düngen?
Beim Pflanzen gebt ihr Kompost als Anfangsdüngung in den Boden. Später braucht sie keinen weiteren Dünger mehr.
Mischkultur mit Topinambur
Topinambur breitet sich je nach Sorte und Bodenbeschaffenheit mehr oder weniger stark aus. Wegen der teilweise starken Wüchsigkeit verträgt sie sich nicht mit anderem Gemüse, ist deshalb für Mischkultur nicht geeignet.
Ich habe mal (wieder so ein Experiment) an ihren Rand Erbsen gesät. Diese keimten und wuchsen. Meine Vorstellung war, dass sich die Erbsen an den Stängeln der Topinambur hochschlängeln sollen.
Allerdings wurde es dann sehr, sehr trocken – Wassermangel hat den Erbsen schließlich den Garaus gemacht – und vielleicht auch Wühlmäuse. Das war noch, bevor ist fast das ganze Gemüse in Hochbeeten angebaut habe.
Manche empfehlen Mais als Mischkultur. Ob das klappt, kann ich nicht sagen, denn ich baue keinen Mais an.
Topinambur ernten – wann und wie?
Die Ernte der Knollen findet je nach Sorte ab Spätsommer oder Herbst statt, nachdem das Kraut vertrocknet ist.
Im Winter erntet ihr sie, wenn der Boden nicht gefroren ist. Topinambur stets frisch vor dem Verzehr ernten. Im Boden lässt sie sich am besten lagern.
Mit einer Grabgabel die Pflanze lockern, vorsichtig am Stängel ziehen und wie Kartoffeln die Knollen ausgraben. Gefriert im Winter der Boden fällt die Ernte aus.
Wie kann man Topinambur lagern?
Topinambur am besten immer frisch ernten und bald verbrauchen. Denn die Knolle ist nicht lange lagerbar. Im Gemüsefach des Kühlschranks hält sie sich einige Tage.
Topinambur anbauen: Problem
Die Knollen stehen auf dem Speiseplan von Wühlmäusen weit oben, weshalb sie gerne als Ablenkpflanze für Wühlmäuse genannt werden.
Meiner Erfahrung nach hilft das aber nicht als Mittel gegen Wühlmäuse. Diese wollen Abwechslung auf dem Tisch haben!
Die Blätter können von Mehltau befallen werden. Ich tue nichts dagegen.
Der Verwendungszweck – Was wird aus Topinambur gemacht?
Die Rosskartoffel bildet dreimal so viele essbare Knollen wie die Kartoffel. Man kann also eine ganze Menge ernten.
Die gelben Blütenblätter der Topinambur könnt ihr trocknen und in eine Teemischung geben. Sie eignen sich auch als essbare Dekoration.
Die Knollen können roh als Salat, gegart als Gemüse oder getrocknet zu Gemüse-Chips verarbeitet werden. Rohe Knollen haben eine ähnliche Konsistenz wie knackig-frische Äpfel oder Rettiche.
Neben der Zubereitung als Speise kommt die Topinambur noch in verschiedenen, industriellen Anwendungen zum Zug:
Die Futtermittelindustrie gebraucht Topinambur zur Produktion von Tierfutter. In der Lebensmittelindustrie wird aus ihr unter anderem Fructosesirup hergestellt.
In Medikamenten, der Spirituosen-Herstellung und in der chemischen Industrie wird Topinambur ebenfalls verarbeitet.
Welche Inhaltsstoffe / Nährstoffe hat Topinambur?
Die nährstoffreiche Knolle enthält Eisen, sechsmal so viel Kalium wie Bananen, Kieselsäure, Kalzium, Vitamin B1 und B2, Vitamin C, Niacin und Inulin.
Der Kanadische Erdapfel soll gesund sein. Unter anderem wegen dem enthaltenen Inulin, das die „guten“ Darmbakterien zum Fressen gern haben. Ich nenne die Knolle gern Pupsel-Knolle. Warum wohl?
Der Gehalt an Inulin schwankt je nach Sorte und Erntezeit. Aber keine Sorge! Es ist immer noch ein Haufen in der Knolle drin.
… Und mehr
Andere Namen
Andere Namen für Topinambur lauten Erdartischocke, Jerusalemartischocke, Schweinebrot, Rosskartoffel, Erdbirne, Kanadischer Erdapfel.
Wort-Herkunft
Der botanische Name „Helianthus tuberosus“ leitet sich vom griechischen „Helios“ für Sonne und „Anthos“ für Blume ab. Und der zweite Name „Tuberosus“ kommt vom lateinischen „Tuber“, was „Knolle“ heißt.
Die Bezeichnung Topinambur ist auf einen französischen Forscher zurückzuführen. Dieser hatte als Attraktion brasilianische Ureinwohner vom Stamm der Tupinambá nach Frankreich gebracht.
In jener Zeit war die „Kanadische Kartoffel“ als Delikatesse ebenfalls in aller Munde. Beides, die Ureinwohner und die Knolle, waren eine Attraktion. So wurde aus der Kanadischen Kartoffel die „Topinambur“, obwohl die Ureinwohner aus Tupinambá nichts mit ihr zu tun hatten.
Lebensraum / Ökologie
Die Pflanze stammt aus Nordamerika und ist ein Neophyt.
Die Topinambur-Knolle wird gerne von Mäusen und anderen wilden Tieren vernascht. Die Blüte bietet Bienen, Wespen, Fliegen, Hummeln und Schwebfliegen einen reich gedeckten Tisch.
Somit ist die Jerusalem-Artischocke durchaus eine Pflanze für einen insektenfreundlichen Naturgarten. Dem gegenüber stehen Schreckensmeldungen über das Wuchern. Das scheint so nicht zu stimmen.
Laut BfN (Bundesamt für Naturschutz) fallen einem dichte Bestände von Topinambur zwar schnell ins Auge, aber die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt seien geringer als befürchtet.
Die Arten der Uferstaudenfluren (das ist dort, wo Topinambur großflächig in Erscheinung treten kann) seien trotz Auftreten von Topinambur zwar zurückgedrängt, aber nicht vollständig verdrängt worden.
Selbst wenn die Topinambur vollständig beseitigt werden würde, hätten es andere Arten trotzdem schwer, hochzukommen.
Denn andere wüchsige Pflanzen wie Brennnesseln haben die gleichen Standortansprüche wie Topinambur und besetzen flugs die leeren Flächen.
Es gibt Organisationen, die meinen, Topinambur wäre potenziell invasiv und solle bekämpft werden. Also Knolle aufessen!
Das BfN meint dagegen, dass man Topinambur an gewässerfernen Plätzen durchaus nutzen kann. Man soll sie nur nicht illegal ausbringen und sie auch nicht in der Nähe von Gewässern pflanzen.
Sonst noch etwas? Unnützes Wissen
Volkskundliches
Topinambur war im 18. Jahrhundert so beliebt, dass sie als Feldfrucht angebaut wurde. Später wurde die Erd-Artischocke von der Kartoffel verdrängt.
Botanisches
Topinambur ist eine Sonnenblume und gehört zur Familie der Korbblütengewächse. Im Gegensatz zur einjährigen Sonnenblume ist sie eine mehrjähriges Dauergemüse.
Die Knollen sind die Speicher- und Überdauerungsorgane an den Enden der unterirdischen Ausläufer.
In unseren Breiten blüht sie als Kurztagpflanze erst im Spätsommer oder frühen Herbst, weshalb die Samen nicht ausreifen können und sich die Pflanze ausschließlich vegetativ über Ausläuferknollen verbreitet.
Meine Erkenntnisse Anbau, Pflege und Ernte von Topinambur
Topinambur ist ein knackiges Wintergemüse, das am richtigen Standort mit dem richtigen Boden gut wächst, wenig Arbeit macht und sich als Dauergemüse entpuppt.
Einen besonderen Blick muss man auf Wühlmäuse werfen. Die können schon mal eine ganze Ernte vernichten.
Obwohl Topinambur von einigen Institutionen als potenziell invasiv angesehen wird, habe ich sie bei uns in der freien Natur noch nicht gesehen. Nicht einmal an ihren natürlich angestammten Plätzen, den Bach- und Flussufern.
Viel Freude in Garten und Natur
Sonja
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kann man Topinambur das ganze Jahr erntern?
Hallo Karl!
Für mich sind Topinambur-Knollen ein typisches Wintergemüse. Im Frühjahr treiben sie neu aus der Knolle (= Speicherorgan) aus und stecken ihre Energie in das Wachstum der Pflanze. Manchmal liest man im Internet, dass man sie das ganze Jahr ernten könne. Ich sehe das anders. Ich habe bei meinem Hochbeet-Experiment die Pflanze während der Wachstumsphase (während der Blüte) ausgerissen. Da waren noch keine Knollen dran. Im Bio-Supermarkt bekommt man sie auch nicht das ganze Jahr zu kaufen.