Sind die Raupen der Kohlweißlinge schädlich und muss man sie bekämpfen?

Raupen vom Kohlweißling

Kaum irgendwelche andere Raupen sind im Freizeit-Gemüseanbau so gefürchtet, wie die der Kohlweißlinge. Sie gelten als „Schädlinge“, die ruck-zuck ein ganzes Gemüsebeet voll Kohlrabi und anderer Kohlsorten leerfressen können.

Darüber vergisst man leicht, dass auch Kohlweißlinge zum Kreislauf der Natur gehören.

Und dass der Schmetterling seine Eier nicht böswillig auf die Nahrungspflanzen seiner Raupen ablegt, sondern nur, um für Nachkommen zu sorgen, so dass er nicht ausstirbt wie so viele andere Insekten.

Trotz dieser Fürsprache für das kleine Tier ist mir natürlich klar, dass wir unser Gemüse selber ernten und nicht nur als Raupenfutter anbauen wollen.

Deshalb stellen sich folgende Fragen: Sind Kohlweißlinge tatsächlich Schädlinge? Und müssen sie bekämpft werden? Wenn ja: Was kann man gegen die Raupen am Kohl machen? Um Antworten auf diese Fragen geht es in diesem Beitrag.

Sind Kohlweißlinge schädlich?

Nähern wir uns der Frage, ob Kohlweißlinge schädlich sind, von der philosophischen Seite her: Was ist ein „Schädling“? Im Gemüseanbau sind Schädlinge Tiere, die Menschen ihre Ernte vermiesen. Das ist eine zutiefst menschliche Sicht.

Die Schlupfwespe, die die Raupe parasitiert, ruft dagegen vielleicht voller Freude: „Eine Raupe! Und eine Puppe! Mmmmh! Lecker!“

Der Kohlrabi, an dem Raupen fressen, schreit vielleicht: „Autsch! Alarmstufe Rot! Abwehrstoffe bilden! Die Raupen der Kohlweißlinge bekämpfen, um zu überleben. Sie mögen mich zum Fressen gern. Ich sie aber nicht!“

Wessen Blickwinkel ist wertvoller, wiegt schwerer? Aus Sicht von manchen Tieren werden Kohlweißlinge als nützlich angesehen.

Aus Sicht eines Menschen, der kein Gemüse anbaut, sind Kohlweißlinge ein Grund zur Freude, einfach, weil er einen Schmetterling sieht. Dabei unterscheidet er nicht zwischen „bösen“ und „guten“ Schmetterlingen.

Aus Sicht des Menschen, der gerne Kohlrabi und andere Kohlsorten pflanzt und isst, werden die Raupen als schädlich wahrgenommen.

Sollte man den Kohlweißling deshalb bekämpfen? Wenn ja: Was kann man gegen die Raupen am Kohl machen?

Bevor wir uns den Lösungen für dieses Gartenproblem zuwenden, klären wir zuerst die Lebensweise der Weißlinge.

Im Gemüsegarten tummeln sich vor allem zwei Arten von Kohlweißlingen, die als „schädlich“ bewertet werden und um die sich die Methoden der Bekämpfung ranken: der Große und der Kleine Kohlweißling.

Steckbrief Großer Kohlweißling

Der Große Kohlweißling ist ein Tagfalter mit weißlichen Flügeln. An den Vorderflügeln befinden sich schwarze Spitzenflecke. Das Weibchen verfügt zusätzlich über zwei schwarze Punkte.

Der erwachsene Schmetterling saugt Nektar von Pflanzen wie Disteln, Echtem Baldrian, Wiesen-Schaumkraut, Löwenzahn, Brombeeren, Jakobs-Kreuzkraut oder Buddleja (Schmetterlingsflieder – für manche Naturgärtner*innen ein rotes Tuch, weil ein Neophyt).

Wie lange fliegt der Große Kohlweißling?

Der Große Kohlweißling fliegt meistens mit zwei bis drei Generationen im Jahr. Die Flugzeit des Schmetterlings ist von März bis Oktober / November.

Die erste Generation ist nach der Überwinterung dezimiert, so dass sie erst eine größere Population aufbauen muss. Dadurch verursacht die erste Generation weniger Schäden im Gemüsegarten als die späteren Generationen.

Große Kohlweißlinge und ihre Eier

Der Große Kohlweißling legt seine gelben Eier von Mai bis Juni in Gruppen auf der Blattunterseite der Nahrungspflanzen ab.

Rechnet man je Weibchen ungefähr 100 Eier, kommt ganz schön was zusammen. Die Eier sind nicht zu übersehen.

Raupen der Großen Kohlweißlinge

Kohlweißlings-Raupen am Ewigen Kohl

Nach etwa 2 Wochen schlüpfen aus den Eiern des Kohlweißlings kleine Raupen. Diese erscheinen von Juni bis November. Sie zeigen sich mit einem auffälligen Warnmuster: grün-gelb, mit schwarzen Punkten und einer gelben Linie auf dem Rücken.

Diese sind es, die uns Menschen, die Gemüse anbauen, erstarren lassen. Denn sie fressen sich durch die Blätter derjenigen Gemüse, die wir selber essen wollen.

Die Raupen treten meistens im Pulk auf und sind allein schon deshalb gut zu erkennen. Mit ihrer Warnfarbe brauchen sie sich auch nicht allzu sehr um Tarnung vor Vögeln zu kümmern.

Denn sie nehmen über ihre Futterpflanzen bestimmte chemische Stoffe auf und verstoffwechseln diese. Dadurch stehen die Raupen dieser Schmetterlinge bei Vögeln nicht als Festschmaus auf dem Speiseplan.

Was fressen die Raupen der Großen Kohlweißlinge?

Bevorzugt fressen die Raupen Kreuzblütengewächse. Dazu gehören unter anderem beliebte Gemüse wie Kohlrabi, Chinakohl, Pak Choi, Grünkohl, andere Kohle, Rettiche oder Mairüben. Sie mögen aber auch Kapuzinerkresse.

Zuerst fressen sie Löcher in die Blätter und schließlich skelettieren sie die Futterpflanze. Was nur eine logische Konsequenz ist, denn es werden die Blattflächen zwischen den Blattrippen gefressen.

Die erste Raupen-Generation ist meist noch nicht so tragisch für den Gemüseanbau. Problematisch ist, dass es mit jeder Generation immer mehr Schmetterlinge werden und mit ihnen mehr Gelege und mehr Probleme.

Wann verpuppen sich die Raupen der Großen Kohlweißlinge?

Die Raupen der Großen Kohlweißlinge häuten sich zwischen den einzelnen Puppenstadien mehrmals. Nach etwa 3 bis 4 Wochen verpuppen sie sich.

Damit sind aber Kohlrabi, Rettich, Chinakohl, Grünkohl und andere Gemüse noch nicht sicher. Denn erst mit der letzten Generation in einem Jahr kehrt Raupen-Ruhe in das Gemüsebeet ein.

Ein schwacher Trost für Kohlgewächse: Nicht alle Raupen und Puppen überleben das jeweilige Stadium. Natürliche Feinde wie Brackwespen, bestimmte Schlupfwespen und andere Wespenarten parasitieren und reduzieren sie.

Wie überwintert der Große Kohlweißling?

Die letzte Generation der Raupen überwintert als Puppe.

Steckbrief Kleiner Kohlweißling

Der Kleine Kohlweißling ist ebenfalls ein Tagfalter und sieht ähnlich aus wie der Große Kohlweißling. Die Raupen der beiden unterscheiden sich jedoch in Farbe und zum Teil in ihrer Lebensweise voneinander.

Der Falter nuckelt ausgewachsen Nektar von verschiedenen Blumen wie Lavendel, Klee, Wiesen-Flockenblume, Echtem Baldrian, Vergissmeinnicht oder Wasserdost.

Wie lange fliegt der Kleine Kohlweißling?

Der Schmetterling fliegt bei uns in der Zeit von März bis November in zwei bis vier Generationen pro Jahr.

Kleine Kohlweißlinge und ihre Eier

Kleine Kohlweißlinge legen ihre Eier einzeln auf die Blattunterseite ihrer Nahrungspflanzen ab. Das geschieht bis in den Sommer hinein.

Die Raupen der Kleinen Kohlweißlinge

Raupen vom Kleinen Kohlweißling an Kohl

Die Raupen der Kleinen Kohlweißlinge könnt ihr bis zum Spätsommer beobachten. Sie sind sehr gut getarnt, sind grün mit einer gelben Seiten- und Rückenlinie.

Die Anpassung an ihre Nahrungspflanzen ist so hervorragend, dass ihr genau hinschauen müsst, um sie zu sehen. Mimikry ist faszinierend!

Die brauchen sie auch, um nicht von Vögeln, Weberknechten oder Käfern als Leckerbissen vernascht zu werden.

Was fressen die Raupen des Kleinen Kohlweißlings?

Wie der Name schon sagt, fliegt der Kohlweißling auf Kohlgewächse. Beliebte Nahrungspflanzen sind wie beim Großen Kohlweißling Kapuzinerkresse und Kreuzblütengewächse wie Wilder Rukola, Ewiger Kohl oder Chinakohl.

An essbaren Wildpflanzen taucht unter anderem Knoblauchsrauke im Speiseplan der Raupe auf.

Aber die Raupen der Kleinen Kohlweißlinge ernähren sich nicht nur von Kohlgewächsen, sondern mögen auch noch andere Pflanzen: unter anderem Fuchsschwanzgewächse (dazu gehören etwa Weißer Gänsefuß und Amaranth).

Wann verpuppen sich die Raupen der Kleinen Kohlweißlinge?

Wenn alles passt und gut geht, ist die Raupe nach zwei bis vier Wochen ausgewachsen und verpuppt sich. Überwintert wird im Puppenstadium.

Muss man Kohlweißlinge bekämpfen? Was kann man gegen die Raupen machen?

Ob man die Raupen bekämpfen soll und wenn ja, wie, hängt von der eigenen Einstellung ab. Wenn man sich für „ja“ entschieden hat, kann man folgendes tun:

Kohlweißling bekämpfen: Parasiten und Bakterien

Manche Leute bekämpfen die Nachkommen der Schmetterlinge mit Bakterien oder parasitierende Wespen. Sowas ist mir viel zu umständlich: recherchieren, wo es sie zu kaufen gibt, bestellen, anwenden, abwarten.

Dann müsste ich noch Zeit aufwänden, um weitere Fragen zu klären: Was ist mit den Raupen, wenn sie tot sind? Bleiben die auf den Blättern der Nahrungspflanzen kleben?

Und wenn ich die Gemüsepflanzen ernte, sind dann die Parasiten bereits fertig ausgebildet oder töte ich sie mit der Ernte ab? Das will ich alles nicht ausprobieren.

Was man gegen Raupen machen kann: absammeln

Eine weitere Maßnahme zur Eindämmung ist abklauben: Eier und Raupen… Das kann mühsam werden und ist ab der zweiten Generation der Großen Kohlweißlinge schwer zu überschauen.

Wenn es noch nicht zu viele Eier und Raupen sind, sammle ich sie ab und schaue, ob ich in der Nähe auf die Schnelle eine Futterpflanze sehe, auf die ich sie ablegen kann.

Da rührt sich mein schlechtes Gewissen: Wenn keine Nahrungspflanze in der Nähe ist, dann müssen die Eier und Raupen „dran glauben“ und sie landen auf anderen Pflanzen in der Hoffnung, dass sie eine passende Futterpflanze finden, die ich übersehen habe.

Kohlweißlinge bekämpfen: Neemöl

Einige schwören auf Neemöl als natürliches Mittel gegen die Raupen der Kohlweißlinge. Auch wenn ich damit keine Erfahrungen habe, werde ich sie auch in Zukunft nicht machen. Denn selbst ein natürliches Insektizid ist ein Insektizid.

Neemöl bringt übrigens auch Blattläuse, von denen sich die Larven von Marienkäfern und Florfliegen ernähren, um die Ecke.

Was man gegen Raupen machen kann: vorbeugen

Die insektenfreundlichste Maßnahme gegen Raupen sind Kulturschutznetze. Das verhindert, dass Kohlweißlinge Eier auf den Gemüsepflanzen ablegen.

Wo keine Eier sind, sind keine Raupen, sind keine Fressattacken zu befürchten. Damit sich der Schmetterling trotzdem fortpflanzen kann, hilft es ihm, im Garten Ersatz-Futterpflanzen zur Verfügung zu stellen.

Kohlweißlinge mit Mischkultur bekämpfen

Einmal habe ich ein Experiment mit Ablenkpflanzen gemacht, also eine überall gepriesene Mischkultur angelegt, die gegen diese Art von Raupen helfen soll. In dem Artikel „Schützt Mischkultur den Kohl wirklich vor Kohlweißlingen?“ könnt ihr nachlesen, wie es da zugegangen ist.

Interessantes Wissen zu Schmetterlingsraupen

Schmetterlingsraupen bestehen aus einem Kopf und 14 Segmenten. Schon mal gezählt? Das Blut ist nicht rot und transportiert keinen Sauerstoff. Dieser wird durch die Stigmen (seitliche Öffnungen, erkennbar an den Punkten) aufgenommen und durch ein bestimmtes Kanalsystem im Körper weitergeleitet. Die Raupen atmen quasi durch seitliche Öffnungen.

Meine Erkenntnisse mit den Raupen der Kohlweißlinge

Die Raupen der Kohlweißlinge können im Gemüseanbau viel Schaden anrichten, sind in diesem Sinne „schädlich“. Würde man die Perspektive wechseln und eine parasitierende Wespe sein, wären sie dagegen „nützlich“.

Es ist also gar nicht so leicht mit der Antwort auf die Frage, ob der Kohlweißling ein Schädling ist? Vielleicht kann man ihn als das sehen und anerkennen, was er ist: ein Teil der Natur, der auf der Suche nach einem Eiablageplatz durch die Luft und auf unser geliebtes Gemüse fliegt.

Und muss man ihn bekämpfen? Natürlich dürfen wir unser sorgsam angebautes Gemüse retten, wozu uns verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Ob man lieber mit einem Kulturschutznetz vorbeugt und dem Kohlweißling damit nicht schadet (wenn der Mensch dem Schmetterling schadet, ist der Mensch dann ein Schädling?) oder lieber zur wie auch immer gearteten Hau-drauf-Keule greift, ist eine Frage der persönlichen Einstellung.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja


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2 Kommentare

  1. Hallo Sonja,
    mich würde interessieren, ob die Raupen meine Kohlrabi denn wirklich schädigen. Ich habe sehr viele Raupen an den Blättern. Das stört mich eigentlich nicht, da ich die Blätter eh nicht esse und mir die Pflanze sonst auch gerne mit dem Kohlweißling und dem kl. Kohlweißling teilen würde…
    Die Raupen haben sich gehäutet und sind schon verhältnismäßig groß.
    Liebe Grüße, Alexandra Rosner

    1. Hallo Alexandra,

      die Raupen fressen Blattgrün weg, was das Pflanzenwachstum beeinträchtigen kann. Wenn es sehr viele Raupen sind, dann wird am Ende nicht mehr viel vom Blattgrün übrigbleiben.

      Ich mag es zudem nicht, wenn Kothäufchen auf dem Gemüse landen.

      Ich finde, dass Kohlweißlinge dem Kohlrabi schaden. Deshalb kontrolliere ich die Pflanzen auf Befall und siedle die Raupen um. Alle findet man sowieso nicht. Das eine oder andere Kohlgewächs lasse ich auch als Opferpflanze stehen.

      Und die nächste Generation der Kohlweißlinge wartet schon – auch wenn die eine anfängt sich zu verpuppen. Vom Ewigen Kohl weiß ich, dass die Raupen bis in den Herbst hinein am Gemüse nagen.

      Herzliche Grüße
      Sonja

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