In eurem Garten gedeihen Löwenzahn, Vogelmiere, Labkraut, Hahnenfuß und Brennnesseln prächtig? Und ihre wollt euren Garten in einen Naturgarten verwandeln?
Dann kommen Wildkräuter gerade richtig. Denn sie taugen sowohl auf Wiese und Acker als auch im Garten als Zeigerpflanzen.
Zeigerpflanzen erzählen euch etwas über Bodenzustand, Wasserhaushalt, Lichtverhältnisse und Mikroklima der einzelnen Gartenbereiche.
Zeigerpflanzen zeigen, ob Bärlauch, Storchenschnabel, Wiesenmargeriten oder Ysop an dem Platz, den ihr für sie vorgesehen habt, überleben werden. Das hilft euch bei der richtigen Auswahl der Pflanzen für euren zukünftigen Naturgarten.
Damit spart ihr einen Haufen Arbeit wie diese: Bäume umsägen oder mit Bagger, Pickel und Schaufel die Grasnarbe abtragen, um eine Wildblumenwiese anzulegen. Pflanzt einfach Blumen, Stauden und Sträucher, die zu dem Standort passen.
Zeigerpflanzen im Naturgarten
Oft wachsen Zeigerpflanzen an verschiedenen Standorten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Löwenzahn zum Beispiel gedeiht sowohl im humosen, nahrhaften Hochbeet, als auch in der mageren Pflasterfuge. Doch eines haben beide Standorte gemeinsam: sie sind sonnig.
Ein weiteres Beispiel: Ein Standort ist lehmig. Dann kann er lehmig und durchlässig oder lehmig und verdichtet sein. Oder er ist lehmig und schattig oder lehmig und sonnig. Der gemeinsame Nenner aller dieser Standorte ist lehmiger Boden.
Es sind also immer mehrere Aspekte anzuschauen, um mit Hilfe von Zeigerpflanzen ein möglichst genaues Bild vom Standort zu bekommen. Schaut euch die folgende Liste mit Zeigerpflanzen an. Vielleicht wachsen einige Pflanzen in eurem Garten.
Kalkarmer, saurer Boden
Kleiner Sauerampfer, Ehrenpreis, Hasenklee, Hundskamille, schmalblättriges Weidenröschen, Hahnenfuß, Schachtelhalm, Heidelbeeren, Sauerklee, Blutwurz, Hohlzahn, Hundskamille, Sauerampfer.
Bei uns im Bayerischen Wald mangelt es aufgrund des Untergrunds (Granit) nicht an saurem Boden. Deshalb wächst bei uns auch kein Wiesensalbei. Selbst wenn wir uns auf den Kopf stellen, mit den Ohren wackeln und Grimassen schneiden oder ein Liedchen singen. Dafür wachsen Sauerklee, Heidelbeeren und Blutwurz umso besser.
Standort für kalkliebende Pflanzen
Ackerrittersporn, Gamander, Großer Ehrenpreis, Hederich, Wegwarte, Wiesensalbei, Sauerampfer, Wiesenstorchenschnabel, Lenzrosen, Kleiner Wiesenknopf, Stiefmütterchen, Leberblümchen, Leinkraut, Salbei, Ackergauchheil, Augentrost, Feldrittersporn.
Lockerer, gut durchlüfteter Boden mit ausreichend Nährstoffen
Acker-Vergissmeinnicht, Persischer Ehrenpreis, Franzosenkraut, Brennnessel, Taubnessel, Giersch oder Vogelmiere.
Stickstoff- und nährstoffreicher Boden mit insgesamt gutem Humusgehalt, guter Feuchtigkeit und Bodenstruktur
Mädesüß, Wilde Malve, Beinwell, Dost, Brennnesseln, Wiesenbärenklau, Franzosenkraut, Kletten-Labkraut, Quecke, Gänsedistel, Taubnessel, Vogelmiere, Giersch, Persischer Ehrenpreis, Hirtentäschelkraut, Löwenzahn, Melde-Arten, Schöllkraut, Weißer Gänsefuß, Zaunwinde, Waldmeister, Bärlauch, Ampfer, Echte Kamille, Klette.
Lehmiger, tendenziell feuchter oder teilweise feuchter und auch verdichteter Boden
Kriechender Hahnenfuß, Ackerschachtelhalm, Gänsefingerkraut, Knöterich-Arten, Kriech-Quecke.
Halbschattige Standorte
Arnika, Schöllkraut, Odermenning, Mädesüß, Wilder Schnittlauch, Waldmeister, Knoblauchsrauke, Wald-Engelwurz, Ehrenpreis, Beinwell, Labkraut, Gundermann.
Frische / feuchte, Stickstoff- und nährstoffreiche sowie humose und lehmige Böden, an einem schattigen bis halbschattigen Platz
Taubnessel, Kletten-Labkraut, Giersch, Hirtentäschel, Große Brennnessel, Waldmeister, Knoblauchsrauke, Franzosenkraut, Ehrenpreisarten, Vogelmiere, Gartenwolfsmilch, Ruprechtskraut.
Nährstoffreicher Boden mit viel Stickstoff an einem sonnigen Standort
Gewöhnliches Greißkraut, Kletten-Labkraut, Kohl-Gänsedistel, Acker-Hellerkraut, Hirtentäschel, Melde, Echte Kamille, Vogelmiere, Weißer Gänsefuß, Kratzdistel, Schöllkraut, Weißer Gänsefuß, Zaunwinden, Löwenzahn (der gedeiht aber auch auf mageren Standorten zwischen Pflasterfugen – wie gesagt: es ist nicht immer eindeutig), Melde, Taubnessel.
Feuchte bis nasse Böden
Wiesenschaumkraut, Ackerminze, Ackerschachtelhalm, Mädesüß, Ampfer, Binse, Kriechender Hahnenfuß, Beinwell, Scharbockskraut.
Boden mit wenig Stickstoff
Habichtskraut, Hornkraut, Labkraut, Margeriten, Wiesenknopf, Stiefmütterchen, Hungerblümchen.
Magerer Boden und wenig Humus
Hornkraut, Blutwurz, Thymian-Arten, Salbei, Färberkamille, Kleines Habichtskraut, Ehrenpreis, Kleiner Wiesenknopf, Weiße Lichtnelke.
Trockener, sandiger oder steiniger Boden mit guter Humusauflage
Königskerze, Schafgarbe (Schafgarbe wächst allerdings auch im Hochbeet mit lockerer, humoser Erde), Klatschmohn.
Trockener Standort
Mauerpfeffer, Bibernelle, Färberkamille, Leinkraut, Kleiner Wiesenknopf, Wolfsmilch, Hohlzahn, Lichtnelken, Wegerich-Arten, Gewöhnlicher Dost, Ruprechtskraut, Klatschmohn, Färberkamille, Schafgarbe, Salbei, Feld-Thymian (Quendel), Königskerze, Storchenschnabel-Arten.
Nährstoffarmer Boden
Fetthenne, Heidekraut, Thymian, Steinbrech, Hohlzahn.
Bei uns wächst Hohlzahn im Garten auf allen Flächen, seit ein Starkregen die neue Forststraße oberhalb des Dorfes in den Garten geschwemmt hat und mit dieser die Samen in unseren Garten eingezogen sind.
Feuchter bis zu Staunässe neigender Boden
Ackerschachtelhalm, Binsen, Kriechender Hahnenfuß, Kletten-Labkraut, Breitwegerich, Sauerampfer, Ackerminze, Ampferknöterich, Beinwell, Gänsefingerkraut, Huflattich, Löwenzahn, Scharbockskraut, Wiesenknöterich, Huflattich (wächst oft am Rand von Forstwegen), Schlangenknöterich, Gewöhnlicher Gilbweiderich, Pfennigkraut.
Schattiger Standort
Waldmeister, Bärlauch, Giersch.
Feuchter bis nasser Boden
Bachbungen-Ehrenpreis, Schlangenknöterich (Wiesenknöterich), Beinwell, Mädesüß, Winterling, Brunnenkresse, Blutweiderich.
Verdichteter Boden
Ackerschachtelhalm, Breitwegerich (wächst oft an den Rändern von Forstwegen), Strahlenlose Kamille, Löwenzahn, Quecke, Vogelknöterich, Ackerkratzdistel, Ampfer, Gänsefingerkraut, Gänsedistel, Huflattich, strahllose Kamille, Kriechender Hahnenfuß, Vogelknöterich, Wald-Engelwurz, Löwenzahn, Gänseblümchen, Kriechender Hahnenfuß, Ampferarten, Quecke.
Stickstoffarmer Boden
Ackerziest, Hornkraut, Klappertopf, Acker-Hundskamille, Kleiner Wiesenknopf, Wilde Möhre, Wildes Stiefmütterchen.
Lehmiger Boden
Acker-Hellerkraut, Ackerwinde, Gänsedistel, Huflattich, Persischer Ehrenpreis, Bingelkraut, Flockenblume, Echte Kamille, Feldrittersporn, Franzosenkraut.
Sonnige Standorte
Beifuß, Großblütige Königskerze, Ehrenpreis, Echte Kamille, Gundermann, Kleines Habichtskraut, Ysop, Ziest, Thymian, Wilde Malve, Schöllkraut, Rainfarn, Feld-Thymian, Wilder Schnittlauch, Nachtkerze, Kleinblütiges Weidenröschen, Johanniskraut (Hypericum perforatum), Odermenning, Mutterkraut.
Zeigerpflanzen-Gartentipps
Manche Pflanzen wie Löwenzahn wachsen an widersprüchlichen Standorten. Zeigerpflanzen „arbeiten“ nicht immer eindeutig. Was jedoch nützt das Wissen über sie, wenn sie die Standortbedingungen nur unzuverlässig anzeigen?
Sie zeigen zumindest eine Richtung an. Sie zeigen, ob es in Richtung „schattig“ oder „sonnig“, in Richtung „sauer“ oder „kalkhaltig“, in Richtung „durchlässig“ oder „staunass“ geht. Damit lässt sich schon was anfangen.
Ich versuche mit dem zu hantieren, was im Garten sowieso vorhanden ist. Braucht ihr zum Beispiel für Heidelbeersträucher sauren Boden, könnt ihr die Erde von dem Platz, an dem die entsprechenden Zeigerpflanzen wachsen, verwenden.
Wenn ihr in einen feuchten, verdichteten oder staunassen Standort Blumen oder Stauden pflanzt, die trockenen und kargen Boden brauchen (beispielsweise Feld-Thymian), werdet ihr auf Dauer nicht glücklich.
Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt. Lungenkraut und Buschwindröschen – Vertreter von frischen bis feuchten Böden – werden in Pflasterfuge oder sonnigen Trockenmauern nicht überleben.
Sät oder pflanzt ihr typische Vertreter von Magerblumenwiesen wie bestimmte Glockenblumen oder Wiesen-Margeriten, die einen sonnigen Standort brauchen, an schattige, stickstoffreiche Plätze, werden sie irgendwann verschwinden. Und das nicht, weil sie von Wühlmäusen oder Schnecken gefressen wurden.
Selbst wenn Pflanzen am völlig falschen Standort im ersten und vielleicht sogar noch zweiten Jahr wachsen: Irgendwann sterben sie ab. Diesen Fehler könnt ihr mit Hilfe der Zeigerpflanzen vermeiden.
Sind euch schnelle Wachstumserfolge wichtig, wählt Pflanzen, die mit dem Standort, den die Zeigerpflanzen anzeigen, gut zurechtkommen.
Wollt ihr euch Zeit lassen und auf einem bestimmten Platz nicht standortgerechte Blumen, Stauden oder Sträucher pflanzen, könnt ihr vorher (über Jahre) beispielsweise karge Standortbedingungen mit Kompost und Mulch verbessern.
Ein Beispiel aus unserem Garten: Wie gesagt. Wir haben grundsätzlich sauren Boden. Damit es den Lenzrosen gut geht und sie jedes Jahr üppig blühen, kalke ich sie einmal im Jahr.
Mit diesem Wissen über Zeigerpflanzen könnt ihr den Frust darüber, dass bestimmte Blumen einfach nicht wachsen wollen, von vornherein vermeiden.
Übrigens: Zeichnet sich ein Boden durch viel Humus, eine gute Nährstoffversorgung und ausreichend Feuchtigkeit aus, ist das für die meisten Gemüse gute Erde. Diese Erde könnt ihr in euer Hochbeet oder Gemüsebeet schaufeln.
Meine Erkenntnisse mit dem Anlegen eines Naturgartens mit Hilfe von Zeigerpflanzen
In unserem Garten gibt es genügend Pflanzen, die sich nicht an die „Regeln“ halten, die ihnen als sogenannte Zeigerpflanzen zugesprochen werden. Das mit den Zeigerpflanzen stimmt meiner Erfahrung nach nicht immer hundertprozentig. Aber zumindest stimmt die Tendenz.
Trotzdem, dass es sich nur um eine Tendenz handelt: Eine Pflanze, die es auf Biegen und Brechen sonnig will, kümmert auf Dauer im Schatten.
Sie bemüht sich, setzt sich gegen Schnecken und Wühlmäuse durch und schafft es aber nicht dauerhaft, so kräftig wie in der Sonne zu wachsen, zu blühen oder geht irgendwann sogar ein.
Ich habe festgestellt, dass es trotz der widersprüchlichen Standorte, an denen manche Pflanzen wachsen, sinnvoll ist, sich zumindest an den Zeigerpflanzen zu orientieren. Denn grundsätzlich liegt man damit nicht falsch.
Ich schaue, welche Zeigerpflanzen wo wachsen. Das gibt mir zwar keine hundertprozentige Sicherheit über den Zustand des Standortes, aber es zeigt welche Pflanze ich dort mit größtmöglichem Erfolg einbuddeln kann.
„Unkräuter“ im Sinne von Zeigerpflanzen sind also nützliche Unterstützer im Naturgarten. Mit ihnen wählt ihr von Anfang an den weitgehend richtigen Platz für eure Pflanzen. Deshalb ist es gut, wenn ihr die Standortbedingungen aus den Zeigerpflanzen „herauslesen“ könnt.
Viel Freude in Garten und Natur
Sonja
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