Ich habe unser Gemüse im Hochbeet ohne Pflanzplan angebaut, denn im kleinen Garten funktioniert ein Anbauplan nicht, wenn man nicht hunderttausend Kompromisse eingeht.
In diesem Artikel erzähle ich, wie es mir mit dem Anbau von Gemüse ohne Pflanzplan ergangen ist. Dabei beantworte ich unter anderem die Fragen,
- ob es wirklich ganz ohne Pflanzplan geht,
- wie ich beim Gemüseanbau ohne Pflanzplan vorgehe,
- ob das ohne Plan überhaupt funktioniert und
- was ich in Zukunft anders machen kann?
Komme ich im Hochbeet ganz ohne Pflanzplan für Gemüse aus?
Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass ein wenig Anbauplanung sein muss, die aber außerordentlich schnell über die Bühne geht. Im Winter überlege ich mir, wo ich großes Gemüse, das viel Platz braucht und das Hochbeet monatelang belegt, pflanzen will.
Das sind meistens – aber nicht nur – Gemüse, die erst nach der „Kalten Sophie“ raus dürfen. Dazu gehören Stangenbohnen und Gurken und schon zeitiger im Jahr Erbsen.
Für diese Gemüse wähle ich im Sinne der Fruchtfolge einen anderen Platz als den letztjährigen aus. Das ist die ganze Planung.
Tomaten, Topinambur, Süßkartoffeln und Kartoffeln sind außen vor, denn die wachsen bei uns außerhalb vom Hochbeet in Töpfen oder irgendwo im Garten, wo gerade Platz ist.
Wie baue ich im Jahresverlauf Gemüse ohne Anbauplan an?
Wie ich die kleine Anbaufläche in den Hochbeeten bepflanze, ist von der Jahreszeit abhängig. Im ausgehenden Winter pflanze ich Gemüse dorthin, wo gerade ein Platz frei ist und wo unmittelbar vorher kein Gemüse aus der gleichen Pflanzenfamilie gewachsen ist.
Beispielsweise habe ich die Erbsensorte „Allerfrüheste Mai“ auf einen anderen als den alten Erbsenstandort gepflanzt. Bei der Aussaat halte ich nach Möglichkeit die Flächen frei, die für die späteren „großen Gemüse“ vorgesehen sind.
Parallel ernte ich das Gemüse, das zu Beginn des Frühjahrs das Beet noch vom letzten Jahr belegt und jetzt wieder wächst: Mangold, Winterpostelein, Salat, der überwintert hat (es gibt viele Sorten, die den Winter überstehen), Asia-Salat, Feldsalat, Knoblauchblätter, Grünkohl, Kohlrabiblätter, Karotten und so weiter.
Wenn die Wintergemüse dann langsam zu blühen anfangen („schießen“ – wer hat sich diesen Ausdruck bloß ausgedacht? kommt von „schossen“), grabe ich sie nach und nach aus dem Hochbeet aus und pflanze sie irgendwo in den Garten. Kohlrabi, Chinakohl oder Grünkohl blühen sehr dekorativ! Und sie sind insektenfreundliche Gartenschätze!
Wie geht es weiter? Um diese Zeit (bei uns ist das ungefähr Mai, Juni) wird es mit dem freien Platz schon enger, so dass ich die vorherige Pflanzenfamilie immer weniger berücksichtigen kann.
Wenn es sich nicht vermieden lässt, säe oder pflanze ich in die freien Plätze Gemüse wie Pastinaken, Rote Bete, Karotten und anderes Gemüse deshalb auch mal an eine Stelle, an der es im Vorjahr schon gewachsen ist. Außer dort haben „Schädlinge“ wie die Rettichfliege ihr Festmahl abgehalten.
Insgesamt entsteht ein wildes Durcheinander im Hochbeet. Rote Bete landen in diesem Hochbeet neben dem Salat und im anderen Hochbeet neben Stangensellerie.
Gemüse im Hochbeet ohne Pflanzplan anbauen: von Fruchtfolge, Mischkultur und Pflanzenfamilien
Wie schaut es mit der Fruchtfolge aus? Ich versuche wegen dem kleinen Platz im Gemüsegarten die Fruchtfolge auch unterm Jahr zu wechseln, nicht nur jährlich.
Der Plan war, die Fruchtfolge so weit als möglich einzuhalten. Im ausgehenden Winter ist das mit der Fruchtfolge noch relativ einfach, weil zu der Zeit noch am meisten freier Platz vorhanden ist, beziehungsweise in den nächsten Wochen das Wintergemüse weg kommt.
Wie oben beschrieben, wird das immer schwieriger, je weiter das Anbaujahr ins Land geht. Knollensellerie und Stangensellerie wollen nach den Eisheiligen ins Hochbeet. Aber jetzt ist nur mehr an Stellen ausreichend Platz, wo sie letztes Jahr schon standen? Augen zu und durch. Wird schon gutgehen.
Meine Absicht, die Fruchtfolge möglichst einzuhalten, geht nur teilweise auf. Trotzdem ist das Hochbeet am Ende völlig anders bepflanzt als im Vorjahr, da sich nur einzelne Gemüse am gleichen Platz wiederholen.
Wie schaut es mit Mischkultur und guten Gemüse-Nachbarn aus? Mischkultur kommt ganz automatisch. Wenn ich das Gemüse, das ich zur Hand habe, an den Platz, der gerade frei ist säe oder pflanze, dann mischt sich das sowieso. Dabei achte ich nicht einmal auf Gemüse-Nachbarn, die angeblich nicht zusammen passen.
Das Thema der Pflanzenfamilien fällt nicht ins Gewicht. Ich packe mal Pflanzenfamilien zusammen, weil die entsprechenden Gemüse halt gerade zu säen sind und dann wieder kommen sie weit auseinander in die verschiedenen Hochbeete. Um Pflanzenfamilien kümmere ich mich dann überhaupt nicht mehr.
Hat der Anbau von Gemüse im Hochbeet ohne Pflanzplan Vorteile?
Das Gemüse im Hochbeet ohne Anbauplan zu pflanzen, hat zwei Vorteile. Einen erkläre ich am Beispiel von Karotten.
Wenn alle Möhren an einem einzigen Platz wachsen würden, wäre das Risiko hoch, dass bei Befall mit der Möhrenfliege nicht nur einzelne Karotten, sondern viele Karotten betroffen wären.
Baue ich aber da ein paar Karotten an, dort eine Gelbe Rübe und an einer dritten Stelle wieder welche, bleiben irgendwelche Karotten immer von der Möhrenfliege verschont.
Vielleicht lenkt das ungewöhnliche Duft-Durcheinander die Möhrenfliege ab oder sie erkennen die Lieblingspflanze nicht mehr?
Ein zweiter Vorteil von der fehlenden Anbauplanung für Gemüse ist, dass man sich echt viel Zeit mit der Planung spart.
Hochbeet ohne Anbauplan: Was will ich in Zukunft beim Gemüse anbauen anders machen?
Auch wenn der Anbau ohne Pflanzplan insgesamt gut gelingt, gibt es einige Sachen, die sich bei dieser Methode nicht bewährt haben.
In Zukunft muss ich besser darauf schauen, dass ich nicht jedes Gemüse an jeden beliebigen Platz setze, sondern stärker auf dessen Platzbedarf achte.
Denn beispielsweise habe ich Knollenfenchel zu nahe an den Stangenbohnen gepflanzt. Der Knollenfenchel ist an diesem Platz nicht in die Höhe gekommen, weil er unter den Stangenbohnen verschwunden ist.
Wenn Tomaten im Beet von alleine aufgehen (das ist so sicher, wie der Luchs Pinselohren hat), muss ich mir überlegen, ob ich sie rausnehme oder wachsen lasse.
In den letzten Jahren habe ich es nicht übers Herz gebracht, sie aus dem Hochbeet zu entfernen. Sie nehmen allerdings anderem Gemüse zu viel Platz weg und beschatten es. So sind Basilikum und Mangold unter den Tomaten mickrig geblieben.
Deshalb werde ich (wahrscheinlich, wenn ich es übers Herz bringe) ab der nächsten Anbau-Saison maximal eine wildwachsende Tomate im Hochbeet belassen. Na gut, vielleicht doch zwei?
Das gleiche Problem taucht bei Kartoffeln auf, die ich vor einigen Jahren in eine Kartoffelpyramide gepflanzt hatte. Lest dazu meine Erfahrungen in diesem Bericht.
Die Kartoffelpyramide ist zwischenzeitlich zu einem normalen Hochbeet zurückgebaut. Und wie das mit Kartoffeln so ist, findet man bei der Ernte nicht alle Kartoffeln, weshalb sie jedes Jahr wieder austreiben können.
Damit Platz für anderes Gemüse ist, habe ich das Kartoffelkraut ausgerissen. Wenn man dranbleibt, funktioniert das auch für die jeweilige Anbau-Saison. Aber im folgenden Jahr keimen wieder Kartoffeln. Wo die bloß alle herkommen?
Im Jahr 2022 habe ich zur Abwechslung Kartoffeln im Hochbeet wachsen lassen, nachdem die Schnecken zwischen Schlehen und Brombeersträuchern die Kartoffeltriebe (Gemüse irgendwo im Garten – ihr erinnert euch?) abgefressen hatten.
Nachdem die Kartoffeln im Hochbeet bleiben durften, hat das Kartoffelkraut andere Gemüse und Kräuter überwuchert. So wurde aus Schnittlauch, Endiviensalat und Mangold nichts. Aber nur an diesem Platz.
Ganz verzichten mussten wir auf sie nicht, denn wir haben die überwucherten Gewächse auch anderen Stellen in den Hochbeeten. Trotzdem glaube ich, dass ich die Kartoffeln in Zukunft nicht mehr im Hochbeet wachsen lassen werde.
Ein weiteres Problem ist, dass ich viel zu viel Gemüse vorziehe. Deshalb habe ich oft zu viele Jungpflanzen, die ins Hochbeet umziehen wollen. Dafür fehlt jedoch der Platz. Und dann kommt es zu so ungleichen Nachbar-Pflanzungen wie Knollenfenchel und Stangenbohnen.
Ich beabsichtige, mit der Jungpflanzen-Anzucht in Zukunft „Maß zu halten“. Ich frage mich, ob mir das wohl gelingt? Ich bin eher skeptisch.
4 Thesen zum Gemüseanbau ohne Plan und Ergebnisse
Im Blogbeitrag, warum ich Gemüse ohne Pflanzplan anbauen will, habe ich 4 Thesen aufgestellt. Nachdem ich diese überprüft habe, komme ich zu folgenden Ergebnissen.
# These 1: Der Gemüseanbau funktioniert im kleinen Gemüsegarten ohne Anbauplan gut. Diese These hat sich bestätigt. Wenn man von so Kleinigkeiten absieht wie, dass ich den Platzbedarf zu wenig berücksichtigt habe. Siehe dazu unter „These 4“.
# These 2: Die gewonnene Zeit, die ich spare, weil ich nicht mehr über einem Pflanzplan brüten muss, kann ich für andere heißgeliebte Sachen nutzen: Mich auf dem Esszimmertisch mit Wanderkarten breit machen und an Wanderungen im Bayerischen Wald tüfteln. Keller entrümpeln.
Ich habe wirklich viel Zeit durch das fast-nicht-planen gewonnen. Freilich habe ich die dann doch nicht fürs entrümpeln vom Keller genutzt. Aber gewandert bin ich fleißig, denn ich habe Wanderführer für einen Verlag geschrieben.
# These 3: Der Gemüseanbau ist stressfrei und erholsam, weil die im entsprechenden Gartenblog-Artikel genannten Probleme entfallen.
Das stimmt teilweise. Natürlich ist es entspannter, nicht drauf hin fiebern zu müssen, dass der Anbauplan alle Kriterien wie Mischkultur, Fruchtfolge, Starkzehrer und so weiter abdeckt und dann auch noch das Gemüse angebaut werden kann, das man gerne anbauen will und nicht nur Gemüse anbaut, das jetzt halt in den Pflanzplan passt.
Allerdings haben sich durch die mir selber auferlegten Vorgaben wie das Einhalten der Fruchtfolge kurze, stressige Momente ergeben. Was, wie ich hinterher feststellen durfte, völlig unnötig war.
# These 4: Für das Gemüse, das ausgesät oder gepflanzt werden will, ist immer dann ein Platz vorhanden, wenn ich ihn brauche.
Diese These hat sich nicht bewahrheitet, weil ich dazu neige, zu viel Gemüse vorzuziehen. Die Lösung des Problems ist gar nicht so einfach: Ich sollte weniger vorziehen.
Ohne These: Das ist mir noch aufgefallen: Wenn ich Gemüse wie Karotten oder Pastinaken direkt aussäe, markiere ich das üblicherweise mit Markierstäbchen.
Da ich nicht reihenweise säe und pflanze, sondern einzeln oder zu zweit oder zu dritt an verschiedenen Stellen, brauche ich deutlich mehr Markierstäbchen.
Meine Erkenntnisse mit dem Anbau von Gemüse ohne Pflanzplan
Gemüseanbau im Hochbeet ohne Anbauplan funktioniert. Ich brauche keine Zeit mit der Planung vom Beet verschwenden, kann das Gemüse anbauen, das ich will und muss nicht das Gemüse, das gerade in den „ordentlichen“ Beetplan passt, pflanzen.
Die Fruchtfolge lässt sich nicht immer realisieren, was kein Problem ist, wie meine Erfahrungen gezeigt haben.
Viel Freude in Garten und Natur
Sonja
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