Bei Beeren, Früchten und Obst im Garten denkt ihr wahrscheinlich nicht gleich an Wildobst, sondern an Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren oder Äpfel und Birnen.
Dabei lässt sich Wildobst auch im Garten zum Beispiel in eine Hecke pflanzen und versorgt uns mit vielen gesunden Inhaltsstoffen. Nebenbei ist Wildobst auch noch insektenfreundlich und eine wichtige Futterquelle für Vögel und Schmetterlinge!
Wir haben einige Wildobstgehölze im Garten. Die meisten wachsen in der Hecke. Einige sind sogar im Bebauungsplan vorgeschrieben. Das passt gut, denn ich bin ja total begeistert von der Idee, möglichst viele essbare Wildpflanzen im Garten anzusiedeln.
Das hat den unschlagbaren Vorteil, dass ich für die Ernte nicht weit gehen muss, quasi vor der Haustür ernten kann. Denn bestimmtes Wildobst wächst bei uns nicht an jeder Ecke.
Wenn ihr euch jetzt fragt: „Welches Wildobst eignet sich für den Garten, ist recht unkompliziert und fühlt sich auch in der Hecke wohl?“, dann bekommt ihr hier die Antwort.
Die 11 schmackhaftesten Wildobstgehölze für den Garten
Ich konzentriere mich in diesem Artikel zwar auf Wildobst, deren Früchte wir Menschen essen können, aber so ganz nebenbei tut man mit diesen Gehölzen auch was Gutes für Insekten, Vögel und Schmetterlinge.
Wildobst Nr. 1: Kornelkirsche (Cornus mas)
Die Kornelkirsche blüht noch vor der Forsythie und ist damit zeitig im Jahr eine wichtige Bienenweide. Im Gegensatz zur Forsythie hat die Kornelkirsche einen Haufen Insektenfutter im Angebot.
Die kleinen, gelben Blüten, die noch vor dem Laub erscheinen, bringen im beginnenden Frühjahr, wenn sonst im Garten noch nichts grünt und blüht, schon mal erste Farbtupfer in den Garten.
Der Wuchs der Kornelkirsche ist etwas sparrig und ausladend. Wir haben die Kornelkirsche als Wildobst im Garten in unsere Hecke gepflanzt.
Sind die Früchte der Kornelkirsche essbar?
Im Sommer reifen die essbaren Früchte. Ihr könnt sie ernten und verarbeiten – wenn die Vögel nicht schneller sind.
Wildobst Nr. 2: Schlehe (Prunus spinosa)
Die Schlehe, auch Schwarzdorn genannt, ist ebenfalls ein Frühblüher. Wenn ihr im Frühling schon von Weitem in Feldgehölzen oder an Feldrainen üppig weiße Blütenwolken seht, sind vermutlich Schlehen im Spiel.
Die weißen Blütenbüschel stehen dicht an dicht, weshalb sie eine so ausgezeichnete Fernwirkung haben. Die Insekten können gar nicht genug von ihnen bekommen. Da gibt es für sie auf kurzem Weg viel Nahrung. Laut Laura sollen sogar mehr als 18 Wildbienenarten von der Schlehe profitieren.
Schlehensträucher sind zudem eine wichtige Nahrungsquelle für die Raupen von Schmetterlingen mit so kuriosen Namen wie Nierenfleck-Zipfelfalter. Im Herbst und Winter wiederum picken Vögel an den Früchten.
Ich rieche gerne an den Blüten, denn ich finde ihren Duft interessant. Wie praktisch, dass die Schlehe in unserem Garten wächst.
Der Schlehenstrauch bildet allerdings viele Ausläufer, die ihr bei Bedarf entweder abmähen oder mit der Astschere wegschneiden könnt.
Kann man die Früchte der Schlehe essen?
Im Herbst, nach den ersten Frösten, könnt ihr die kleinen, kugelrunden, schwarzblauen Früchte ernten und verarbeiten.
Wildobst Nr. 3: Aronia (Aronia melanocarpa)
Die Aroniabeere heißt auch Apfelbeere, sieht aber nicht wie ein Apfel aus. Sie blüht im Mai nach dem Blattaustrieb und ist somit kaum frostgefährdet. Das verspricht einen relativ sicheren Ernteertrag. Die Aronia ist ebenfalls ein insektenfreundlicher Strauch.
Wenn die Beeren anfangen zu reifen, picken sich die Amseln die Früchte vom Strauch. Ich lege deshalb über einen Teil der Früchte ein Netz, damit ich auch was von den leckeren Aroniabeeren abbekomme.
Im Herbst wartet Aronia mit einer wunderschön, leuchtend roten Herbstfärbung auf!
Aronia wächst als Strauch, wird je nach Sorte auch breit-ausladend und kann bis zu drei Meter hoch werden. Wir haben sie nicht in der Hecke, könnte man aber machen. Bei uns steht sie so im Garten rum.
Kann man die Aroniabeere essen?
Ab Ende August ist Erntezeit für die Aroniabeeren. Die Ernte geht schnell von der Hand, ruck-zuck ist eine Schüssel voll!
Wildobst Nr. 4: Felsenbirne ( Amelanchier ovalis)
Die filigranen, weißen bis cremeweißen Blüten der Felsenbirne sind ab Ende April einfach nur wunderschön! Da fällt gar nicht auf, dass sie eine gute Bienenweide sind.
Später fliegen die Vögel wortwörtlich auf die reifen Früchte und holen sich, was sie bekommen können – meistens sind sie schneller als ich.
Auch die Herbstfärbung der Felsenbirne ist fantastisch!
Die Felsenbirne wächst locker aufrecht als Strauch und ist tolerant gegenüber Hitze, Trockenheit und Frost.
Sind die Früchte der Felsenbirne essbar?
Die süßen Früchte der Felsenbirne schauen so gar nicht wie Birnen aus. Sie wandern bei mir direkt vom Strauch in den Mund. Mmmh! Lecker!
Wildobst Nr. 5: Wildrosen / Heckenrose (Rosa canina oder andere Sorten)
Wildrosen blühen ab etwa Ende Mai, was je nach Sorte bis in den Sommer hinein dauern kann. Meistens sind die Blütenblätter rosa, manchmal weiß. Wildrosen duften mehr oder weniger stark.
Wer also Wert auf intensiven Rosenduft legt, schnuppert erst mal an der Blüte der Wildrose, die er / sie kaufen will.
Auf den Blüten tummeln sich viele Insekten und auch Rosenkäfer. Im Winter freuen sich die Vögel über ein Zubrot aus Vitamin-C-reichen Hagebutten.
Wildrosen wachsen als Sträucher auf vollsonnigen Plätzen. Manche Sorten bilden viele Ausläufer. Da heißt es aufpassen, dass sie Nachbarpflanzen nicht be- oder verdrängen!
Kann man Hagebutten essen?
Sobald die Hagebutten vollreif sind, werden sie geerntet und verarbeitet.
Aber damit nicht genug: Wenn ich wandernd unterwegs bin und an den Sträuchern noch einzelne Hagebutten hängen, nasche ich sie gerne im Vorbeigehen. Himmlisch! Ich könnte mich in Hagebuttenmus reineinlegen – wenn da nur nicht die Dornen wären.
Wildobst Nr. 6: Kirschpflaume (Prunus cerasifera)
Da staunten wir und guckten mit großen Augen: Was wächst denn da für ein Baum in unserem Garten? Später haben wir das Rätsel gelöst: eine Kirschpflaume, auch wilde Marille genannt.
Die Kirschpflaume blüht ungefähr zur gleichen Zeit wie die Schlehe und ist damit ebenfalls eine frühe Insektenweide. Der über und über mit Blüten und später mit Früchten behangene Baum sieht einfach toll aus. Insektenmäßig ist echt was los auf den weißen Blüten!
Kirschpflaumen wachsen als Strauch oder Baum. Bei uns im Garten haben sich gleich zwei von ihnen angesiedelt. Manchmal reicht es eben, nichts zu tun und zu schauen, was da wächst.
Kann man die Früchte der Kirschpflaume essen?
Es gibt Kirschpflaume mit Früchten in völlig verschiedenen Farben: von gelb über rot bis hin zu blau-violett. Sie schmecken unterschiedlich, so wie auch die Früchte von unseren beiden Bäumen.
Bevor ihr euch eine Kirschpflaume kauft und in den Garten holt, probiert erst die Frucht von dem Baum, der euch anlacht, ob sie euch schmeckt. Vielleicht greift ihr dann auf eine andere Kirschpflaume zurück.
Übrigens: Die Zweige mit den Früchten sind bedornt. Das stört bei der Ernte aber nicht.
Wildobst Nr. 7: Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Sanddorn blüht unscheinbar. Da er zweihäusig ist, braucht ihr mindestens zwei Pflanzen, eine weibliche und eine männliche. Die schmalen, silbrig-grünen Blätter sehen hübsch aus. Und der orangefarbene Fruchtbehang hat eine schöne Fernwirkung.
Sanddorn wächst als Strauch. Und wie der Name schon sagt, macht ihm auch ein sandiger Boden nichts aus. Je nach Sorte bildet er Ausläufer.
Kann man die Früchte vom Sanddorn essen?
Vom Sanddorn werden die orangefarbenen Steinfrüchte geerntet. Sie enthalten ausgesprochen viel Vitamin C.
Die Ernte ist etwas mühsam und der Strauch wehrt sich mit Sprossdornen. Da heißt es aufpassen! Aber es lohnt sich!
Wildobst Nr. 8: Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Der Schwarze Holunder blüht ungefähr ab Juni bis Juli. Die weißlichen Blüten sind nicht zu übersehen. Sie duften unglaublich gut. Allerdings mögen nicht alle den Duft. So wie auch nicht alle die Beeren mögen. Aber ich, die Insekten und die Vögel fliegen drauf!
Schwarzer Holunder wächst als mehrstämmiger Strauch. Man kann ihn auch als Baum ziehen, was aber Arbeit macht und meinem Prinzip widerspricht, ohne viel Arbeit zu gärtnern.
Kann man die Beeren vom Schwarzen Holunder essen?
Vom Schwarzen Holunder können die Holunderbeeren geerntet werden. Sie müssen vor dem Verzehr immer gekocht werden. Roh enthalten sie Giftstoffe, die körperliche Beschwerden hervorrufen können!
Wildobst Nr. 9: Eberesche / Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Die Eberesche heißt auch Vogelbeere. Warum wohl? Sie blüht cremeweiß, je nach Region im Mai oder Juni. Der Duft der Blüten ist intensiv, aber wenig angenehm. Die Insekten scheint das nicht zu stören, denn da ist mächtig was los!
Im Winter habe ich Amseln, Rotkehlchen und Blaumeisen dabei zugeschaut, wie sie – teilweise fliegend wie ein Kolibri – die Vogelbeeren vom Baum gezupft haben.
Auch für Raupen von Schmetterlingen wie den Baumweißling, ist die Eberesche eine wichtige Nahrungspflanze.
Die Eberesche wächst meistens als Baum an Waldrändern, in Parks, als Pionierpflanze auf Kahlschlägen oder in Hecken. Bei uns im Bayerischen Wald ist sie weit verbreitet.
Wir haben uns trotzdem eine Eberesche in den Garten gepflanzt – wegen der kurzen Erntewege und auch weil die leuchtend orangen Früchte am Baum schön ausschauen.
Kann man die Früchte der Eberesche essen?
Die Früchte der Vogelbeere können nach dem ersten Frost geerntet werden. Vogelbeeren sollen nicht roh gegessen werden, sondern nur gegart, denn die meisten (vor allem wilden) Sorten sind roh leicht giftig.
Wildobst Nr. 10: Weißdorn (Crataegus monogyna, Crataegus laevigata)
Weißdorn blüht im Mai nach dem Laubaustrieb. Damit sieht man ihn schon von Weitem. Denn er ist über und über mit weißen Blüten bedeckt. Kommt man näher, erkennt man auch die vielen Insekten und Käfer auf den Blüten. Das sieht hübsch aus.
Weißdorn wächst als Strauch. Ich habe ihn auch schon mal als Bäumchen gezogen gesehen. In der Natur findet ihr ihn an Weg- und Waldrändern und in Feldgehölzen. Er lässt sich leicht in eine Hecke im Garten integrieren.
„Im Garten wächst mehr, als man ausgesät hat.“
Aus England
Bei uns im Garten hat sich auch Weißdorn von alleine in der Hecke angesiedelt. Das kam mir gerade recht, hatte ich doch schon überlegt, Weißdorn anzupflanzen. Ich wusste nur noch nicht genau, wo. Diese Entscheidung über den Standort hat der Weißdorn übernommen.
Aber zuerst war kein Platz für den Strauch. Deshalb haben ein, zwei Jahre vorher netterweise die Wühlmäuse die Wurzeln des Sommerflieders (Buddleja) abgefressen. Buddleja tot – Weißdorn da!
Kann man die Früchte des Weißdorns essen?
Die Ernte der Sammelsteinfrüchte geht ganz gut, aber das Entkernen ist schon etwas mühsam. Das Fruchtfleisch haftet gut an den Samen.
Aber wer will schon auf die vielen, gesunden Inhaltsstoffe verzichten, nur weil die Verarbeitung der Früchte etwas Zeit in Anspruch nimmt?
Wildobst Nr. 11: Brombeeren (Rubus fruticosus)
Wilde Brombeeren kennt wahrscheinlich jede/r. Die Sträucher blühen weiß, werden von vielen Insekten besucht und sind auch wieder gut für Schmetterlinge wie das Kleine Nachtpfauenauge.
Auch dieses Wildobst hat sich bei uns im Garten ohne unser Zutun angesiedelt. Da die Brombeere allerdings dazu neigt, sich überall auszubreiten, muss ich tatsächlich dran bleiben und sie im Zaum halten. Die Beeren sind trotzdem unvergleichlich lecker!
Meine Erkenntnisse mit Wildobst im Garten
Es spricht nichts gegen Äpfel, Birnen, Johannisbeeren, Himbeeren und so was im Garten. Haben wir auch. Und trotzdem genießen wir zusätzlich die Vielfalt der Aromen und Inhaltsstoffe des Wildobstes.
Manche von ihnen sind wegen ihrer Inhaltsstoffe gewöhnungsbedürftig. Aber ihr werdet sehen, wenn ihr mal auf den Geschmack gekommen seid, wollt ihr sie nicht mehr missen.
Wer vor der Haustüre ernten will, pflanzt Wildobst in den Garten oder wartet, bis es von alleine kommt. Noch einmal für den Überblick, welche Wildobstgehölze sich in unserem Garten von selber angesiedelt haben:
- Brombeere
- Weißdorn
- Kirschpflaume
- Schwarzer Holunder
Viele Wildobstgehölze lassen sich in die Hecke einfügen. Dadurch wird Wildobst Teil eines insektenfreundlichen Gartens. Gelegentlich findet man auch ein Vogelnest in der Astgabelung der Kirschpflaume.
Ich kann mir einen Garten ohne Wildobst gar nicht mehr vorstellen. Wir haben fast das ganze Jahr hindurch was davon: Die Blüten sind hübsch anzuschauen, duften meistens gut und es ist ein schöner Zeitvertreib, die Insekten beim wilden Treiben zu beobachten.
Später sammeln wir die leckeren Früchte, ergänzen damit unser Essen um wertvolle Inhaltsstoffe, die für eine gesunde Ernährung wichtig sind. Und noch später punkten einige der Wildobstgehölze mit einer tollen Herbstfärbung.
Es spricht also alles für Wildobst im Garten!
Viel Freude in Garten und Natur
Sonja
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