Neophyten: Definition. Liste.

Neophyten Definition

Neophyten im Garten sind bei einigen total verpönt, bei anderen herzlich willkommen. In diesem Artikel erkläre ich, was man unter Neophyten versteht, liste solche auf und zeige euch, wo ihr offizielle Listen mit noch mehr Angaben zu Neophyten findet.

Definition – Was sind Neophyten?

Was sind Neophyten? Der Begriff Neophyten besteht aus den griechischen Wortteilen neo– für neu und phyton für Pflanze / Gewächs. Es handelt sich um Pflanzen, die erst nach der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 nach Europa kamen, vorher hier nicht heimisch waren.

Wie kamen gebietsfremde Pflanzen zu uns? Diese Pflanzen wurden absichtlich oder unabsichtlich von Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten mitgebracht. Das hatte mehrere Gründe.

Da war einmal die enorme Entdeckerfreude und Eroberungswelle der EuropäerInnen in den letzten Jahrhunderten. Forschungsreisende wie Alexander von Humboldt studierten die Natur in aller Welt und brachten von ihren Reisen so manche Pflanzen mit.

Die englische Kriegsmarine hatte den Auftrag, von jedem Auslandsaufenthalt Pflanzen mitzubringen. Spanische Eroberer brachten Kartoffeln, Tomaten und Topinambur vom amerikanischen Kontinent mit nach Europa.

Botanische Gärten schmückten sich mit exotischen Pflanzen. Doch auch in Privatgärten zeigte man, was man sich an fremdartigen Mitbringseln leisten konnte. Dabei büchsten einige Pflanzen aus und verwilderten.

Andererseits wurden und werden Neophyten unabsichtlich eingeschleppt, zum Beispiel im Vogelfutter oder als blinde Passagiere auf den Handelsschiffen.

So werden heute jährlich weltweit sieben Milliarden Tonnen Ballastwasser von Schiffen um die Welt geschippert und in fremden Gewässern abgelassen. Da ist allerhand im Schlepptau: Bakterien, Sporen, Samen, Plankton …

Neophyten Definiton Telekie
Neophyten: Telekie mittig, rechts Echter Alant

Bedeutung: Sind Neophyten ein Problem?

Etwa 30 % der neu zugezogenen Pflanzen sind Zierpflanzen, 20 % Nutzpflanzen und der Rest unbeabsichtigt eingeschleppter Neuzuwachs.

Wie das Bayerische Landesamt für Umwelt schreibt, verschwinden allerdings 90 % der eingeführten Arten wieder nach kurzer Zeit, weil Standortbedingungen oder Klima nicht passen (das erinnert mich an das Verschwinden von Pflanzen im Garten). Nur 10 % halten sich dauerhaft. Von diesen 10 % werden 10 % als problematisch angesehen. Das entspricht von allen neuen Arten nur 1 %!

In Zahlen bedeutet das: In Deutschland gelten 433 gebietsfremde Gefäßpflanzen als etabliert, ungefähr 1.600 Pflanzen als unbeständig (da weiß man noch nicht, ob sie sich dauerhaft hier halten können), 38 als invasiv und 42 als potentiell invasiv.

Ob die neuen Pflanzen als Problem gesehen werden, richtet sich nach verschiedenen Kriterien. Wenn die Gewächse von Menschen gestörte Lebensräume schneller erschließen als einheimische Pflanzen und diese das Nachsehen haben, gehören die „Neuen“ in diese Kategorie.

Haben die „Neuen“ keine oder nur wenig Konkurrenten oder Fressfeinde, die sie in Schach halten würden und sind sie so starkwüchsig, dass sie einheimische Flora und Lebensräume verdrängen, zählen sie ebenfalls dazu.

Auch ökonomische oder gesundheitliche Gründe sprechen für die Kategorisierung „problematisch“. Zum Beispiel, wenn sie wie der Riesen-Bärenklau bei Berührung in Verbindung mit UV-Strahlung Hautschäden verursachen oder als sogenanntes Unkraut die Ernte verhageln. Unter diesen Gesichtspunkten gelten Neophyten als problematisch.

Einige Neophyten werden aus naturschutzfachlicher Sicht sogar positive Effekte zugesprochen, weil sie wie das Kleine Springkraut viele Blattläuse anziehen und diese wiederum als Nahrungsgrundlage für andere Tiere dienen.

Rhododendron Neophyten-Pflanze

NeophytenListe Deutschland

Europa hat eine gemeinsame Liste mit Neophyten und jedes Land zusätzlich seine eigenen. Diese „neuen“ Pflanzen landen auf drei verschiedenen Listen:

  • die schwarze Liste (das sind die ganz „Bösen“),
  • die graue Liste (da weiß man noch nicht, was man tun soll) und
  • die weiße Liste (die dürfen bleiben).

Man ordnet diese Schlingel, die es zu uns geschafft haben, bei der Aufzählung folgenden Kategorien zu:

  • Invasive Neophyten
  • Potentiell invasive Neophyten
  • noch nicht kategorisierten Neophyten

Liste invasive Neophyten (Pflanzen-Beispiele)

Neophyten, die nach der Liste vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) als invasiv gelten, sind beispielsweise:

  • Amerikanischer Stinktierkohl (Lysichiton americanus) – Was ist das denn? Ich nehme ihn nur wegen seines deutschen Namens in die Liste auf.
  • Bocksdorn, gewöhnlicher (Lycium barbarum) – Ein Nachtschattengewächs. Auf ihm wurden die Raupen des Totenkopfschwärmers gesehen. Diesen auffälligen Falter, der als Tarnung eine Totenkopf-Zeichnung trägt, habe ich schon mal beim Wandern gesehen. In Tschechien gilt Bocksdorn als invasiv, in Österreich dagegen ist er eingebürgert und steht nicht auf der schwarzen Liste. Die Bestäubung erfolgt mit Hilfe von Bienen und Hummeln. Selbstbestäubung ist ebenfalls möglich.
  • Douglasie, gewöhnliche (Pseudosuga menziesii) – Ihre Nadeln duften leicht zitronig. Sie werden vermehrt in Mischwälder für einen stabilen Wald gepflanzt.
  • Erdmandel (Cyperus esculentus) – Gibt es in den Geschäften gemahlen zu kaufen. Auf den Pflanzpackungen steht, dass man darauf achten soll, dass sie sich nicht ausbreiten können.
  • Japan-Knöterich, gewöhnlicher (Fallopia japonica). Er breitet sich stark aus, bedeckt schnell ganze Flächen, egal, ob an Gewässerufern, im Garten oder Wald.
  • Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) – Die Insekten fliegen auf die Blüten, die intensiv süßlich duften. Es gibt auch eine einheimische Goldrutenart.
  • Kartoffelrose (Rosa rugosa) – Die Blüten der Kartoffelrose duften angenehm nach Rosen (nicht alle Rosen duften!). Es bilden sich große Hagebutten. Da hat man schnell eine schöne Menge für Hagebuttenmus beisammen.
  • Kirschlorbeer / Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) – Eine beliebte, wintergrüne Gartenpflanze, die sich über Samen schnell ausbreitet.
  • Kulturheidelbeere, Amerikanische (Vaccinium angustifolium x corymbosum) Ich bin in der glücklichen Lage, in einer Gegend zu wohnen, wo der Boden sauer ist. Das kommt vom Granit, der den Untergrund bildet. Und deshalb wachsen in unseren Wäldern die wilden Heidelbeeren. Geschmacklich ein Traum! Die sind auch durch und durch blau, nicht nur außen die Schale. Da nicht alle Menschen da wohnen, wo die Natur den richtigen Boden für wilde Heidelbeeren vorgesehen hat, haben mit Kulturheidelbeeren im Garten auch andere GärtnerInnen die Chance auf eine eigene Ernte.
  • Lupine, Vielblättrige (Lupinus polyphyllus). Hat Knöllchenbakterien und wächst oft an Böschungskanten, die von Menschen gestört wurden. Später verkommen diese Lupinen wieder. Das ist meine Beobachtung beim Wandern.
  • Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) – Nicht zu verwechseln mit dem Wiesen-Bärenklau. Ich kenne nur einen einzigen Standort des Riesen-Bärenklaus – und den nur vom Wandern auf den Sternknöckel. Das ist ein von Menschen gut gedüngter Standort.
  • Robinie (Robinia pseodoacacia) – Robinien findet man oft in Parks. Wächst sehr schnell und hat nierenförmige Samen, die wie kleine Samen von Stangenbohnen ausschauen.
  • Weymoth-Kiefer (Pinus strobus) – Wurde vor einigen Jahrzehnten gerne vom Forst gepflanzt.
  • Drüsige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus) – Ein Nektarlieferant mit Bienen, Tagfaltern und Wespen als Bestäuber.

Für als invasiv eingestufte Pflanzen gibt es sogenannte Management-Pläne, in denen Bekämpfungsmaßnahmen erörtert werden.

Liste potentiell invasive Neophyten (Pflanzen-Beispiele)

Nach der offiziellen Liste vom Bundesamt für Naturschutz gibt es neben den als invasiv und deshalb zu bekämpfenden Neophyten noch die potentiell invasiven Neophyten. Dazu gehören unter anderem:

  • Essigbaum (Rhus hirta) – Auch wenn er sich stark ausbreitet: Seine leuchtend rote Herbstfärbung ist einfach phänomenal!
  • Topinambur (Helianthus tuberosus) – Meiner Erfahrung nach hängt deren Ausbreitungsdrang von verschiedenen Faktoren ab. Siehe diesen Beitrag über den Anbau von Topinambur im Garten.
  • Kleines Springkraut (Impatiens parviflora) – Blüht gelb, wächst in Wäldern, nimmt man oft nicht als invasiv wahr. Es bedeckt jedoch im Wald große Flächen.
  • Indisches Springkraut, Drüsiges Springkraut, Himalaya-Springkraut (Impatiens glandulifera) – Die Pflanze mit großen, rosa Blüten und intensiv, süßlichem Duft. Dieses Springkraut bekommt viel Besuch von Hummeln und bei günstiger Witterung auch von Blattläusen. Die Raupe des Mittleren Weinschwärmers habe ich beim Flusswandern am Schwarzen Regen auch schon an der Pflanze gesehen.
  • Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) – Viele haben den Schmetterlingsflieder im Garten, weil er so üppig blüht und ein Schmetterlingsmagnet ist. Zur Zeit gibt es keine einheimische Raupe, für die er eine Futterpflanze wäre. Wir haben den Buddleja trotzdem im Garten – haben jedoch auch viele Raupenfutterpflanzen, unter anderem ganz klassisch Brennnesseln. Und weniger klassisch: Labkraut. Labkräuter sind die Raupenfutterpflanzen des tagaktiven Nachtfalters „Taubenschwänzchen“, der wiederum Nektar vom Buddleja saugt.
  • Gewöhnliche Schneebeere (Symphricarpos albus) – Eine Pflanze im Garten.
  • Henris Geißblatt (Lonicera henryi) – Ebenfalls eine Gartenpflanze.
  • Gewöhnliches Tellerkraut oder Winterportulak oder Postelein (Claytonia perfoliata) – Ein Wintergemüse mit fleischigen, kleinen Blättern.
  • Große Telekie (Telecia speciosa) – Eine große, gelb blühende Gartenpflanze. Habe ich einmal „wild“ an einem Waldweg gesehen. Wird mit der Wegmacherei dort hingekommen sein.
Taubenschwänzchen an Buddleja Neophytenpflanze
Taubenschwänzchen an Neophyt Schmetterlingsflieder

Liste Neophyten, geduldet und gemocht (Pflanzen-Beispiele)

Neophyten, die nur wenige Menschen schief anschauen, weil sie sich zu benehmen wissen sind zum Beispiel:

  • Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) – Eignet sich gut für die Wildobsthecke. Insektenfreundlich, gut für Vögel. Alternativ gibt es auch eine einheimische Felsenbirne: Amelanchier ovalis.
  • Meerrettich / Krenn (Armoracia rusticana) – Wer kennt die Wurzel als würzige Zutat in Speisen nicht? Bei uns fressen ihn immer die Wühlmäuse weg.
  • Perückenstrauch (Cotinus coggygria) – Hat filigrane Blüten und eine tolle Herbstfärbung. Steht bei uns in der gemischten Hecke, gemischt mit Wildobst.
  • Kleinblütiges Franzosenkraut (Galinsoga parviflora) – Eine essbare Wildpflanze wie die Vogelmiere auch. Wächst bei uns gerne und viel im Hochbeet. Ich kenne aber bei uns im Wald auch eine Stelle, wo es wächst.
  • Sonnenblume, gewöhnliche (Helianthus annuus) – Kennt wahrscheinlich auch jede/r, eine insektenfreundliche Blume und im Winter Vogelfutter.
  • Ysop (Hyssopus officinalis) – Ein gutes Würzkraut und eine insektenfreundliche Pflanze.
  • Walnuss (Juglans regia) – Ja, auch die ist ein Neophyt.
  • Mahonie, gewöhnliche (Mahonia aquifolium) – Seit ich die herrlich duftenden, gelben Blüten der Mahonie beim Wandern in Zwiesel gesehen habe, suche ich für sie einen Platz im Garten.
  • Sauerkirsche (Prunus cerasus) – Wenn es die bei uns noch nicht geben würde, müsste man sie importieren. Ich liebe Sauerkirschen, getrocknet oder im Kuchen. Mmmmh. Lecker!
  • Japanische Weinbeere (Rubus phoenicolasius) – Haben wir auch im Garten. Esse ich immer im Vorbeigehen. Diese Beeren haben die Vögel im Garten irgendwann als Naschobst für sich entdeckt. Wenn man die Japan-Weinbeere ließe, würde sie den Garten erobern. Zählt trotzdem nicht zu den invasiven Arten, wahrscheinlich weil sie mit Naschfrüchten besticht.
  • Mariendistel (Silybum marianum) – Habe mir Samen zum Anbauen im Garten gekauft.
  • Astern (verschiedene Sorten) – Ein hübscher Gartenschmuck im Herbst, an dem sich bei sonnigem Wetter viele Insekten tummeln.
  • Ehrenpreis, persischer (Veronica persica) – Auch so eine Blume, die in unserem Garten blüht.
  • Echter Alant (Inula helenium) – Gilt seit jeher in der Volksheilkunde als Heilpflanze.
  • Tomaten: Noch so ein Neophyt.
  • Kartoffeln: Eine neu eingeführte Pflanze mit gutem Geschmack und in der Küche vielseitig verwendbar.
Definition und Pflanzen-Liste Neophyten Telekie
Schmetterling auf Telekie – wächst bei uns neben Alant

Bedeutung der neuen Pflanzen

Das Bundesamt für Naturschutz schätzt die meisten gebietsfremden Pflanzen als unproblematisch ein. Ob eine zugewanderte Pflanze aus naturschutzfachlicher Sicht als problematisch eingestuft wird, hat immer etwas mit der Sicht des Menschen auf die Pflanze zu tun. Dazu werde ich später einen extra Artikel schreiben.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

Links mit Aufzählung von Neophyten (Deutschland, Österreich) oder Statusbeschreibung und weiteren Infos

https://www.lfu.bayern.de/natur/neobiota/neophyten/index.htm

https://www.floraweb.de/pflanzenarten.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Neophyten_in_Deutschland

http://neobiota.bfn.de/handbuch/gefaesspflanzen.html

https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/neophyten


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Ein Kommentar

  1. Liebes Sonjas Gartenfreuden-Team, vielen Dank für den interessanten Artikel über Neophyten! Ich habe bisher noch nichts von diesen Pflanzen gehört und fand es sehr spannend, mehr darüber zu erfahren. Besonders gut fand ich die Liste mit den Neophyten, die man im Garten vermeiden sollte. Ich denke, es ist wichtig, sich darüber bewusst zu sein und auf heimische Pflanzen zu setzen. Vielen Dank für die Aufklärung und die Informationen!

    Liebe Grüße, Lilly

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